Jedes Jahr erhalten Millionen Deutsche ihre Renteninformation. Schauen Sie genau hin. Denn wer das Schreiben versteht, kann seine spätere Versorgungslücke besser berechnen und richtig vorsorgen.
Inhalt
Wenn Sie mindestens 27 Jahre sind und bereits fünf Jahre oder länger in die gesetzliche Rentenkasse eingezahlt haben, bekommen Sie automatisch einmal im Jahr Post von der Deutschen Rentenversicherung: Ihre persönliche Renteninformation. Übrigens: Nach Vollendung des 54. Lebensjahres wird die Renteninformation alle drei Jahre durch eine umfangreichere Rentenauskunft ersetzt.
Renteninformation – der Brief und was er bedeutet
Ihre Renteninformation müssen Sie also nicht anfordern. Aber lesen sollten Sie das Schreiben unbedingt. Tipp: Legen Sie am besten Ihre Renteninformation neben diesen Artikel „Renteninformation Erklärung“, und gehen Sie mit uns Schritt für Schritt die einzelnen Absätze durch.
Beachten Sie dabei: Zahlen können trügerisch sein – was auf den ersten Blick wie die später verfügbare Rentenhöhe aussieht, entspricht nicht 1 : 1 der tatsächlichen Rentenzahlung. Deshalb ist es gut zu wissen, wie hoch die tatsächliche Rente sein wird und ob sie für den gewünschten Lebensstandard reicht. Ist das nicht der Fall, kann man rechtzeitig und ausreichend vorsorgen.
Renteninformation ist kein Rentenbescheid
Verwechseln Sie die Renteninformation, die Sie jährlich automatisch erhalten, nicht mit Ihrem Rentenbescheid. Diesen erhalten Sie ausschließlich dann, wenn Sie einen Rentenantrag gestellt haben. Wird daraufhin Ihre beantragte Rente bewilligt, finden Sie im Rentenbescheid alle Informationen zu Art, Höhe, Beginn, Dauer und Berechnung Ihrer Rente sowie Angaben zur Kranken- und Pflegeversicherung. Wird Ihr Antrag abgelehnt, enthält der Rentenbescheid Angaben zu den Gründen und zum weiteren Vorgehen.
Wann Ihre Regelaltersrente startet
Zurück zur Erklärung der Renteninformation: Im ersten Abschnitt lesen Sie, für welchen Zeitraum der Rentenversicherung gespeicherte, für Ihre gesetzliche Rente relevante Daten vorliegen. Diese Beitragszeiten sind wichtig für Ihre Rentenanwartschaft! Zudem finden Sie hier schwarz auf weiß, ab wann Ihre Regelaltersrente beginnen wird.
Erklärung: Hier erfahren Sie, ab wann Sie Ihre Regelaltersrente erhalten können. Das hängt insbesondere von Ihren Beitragszeiten ab. Während früher Arbeitnehmer mit 65 in die gesetzliche Altersrente ohne Abschläge gehen konnten, steigt die Regelaltersgrenze je nach Ihrem Geburtsjahr an. Für alle Jahrgänge ab 1964 gilt die Rente mit 67. Dann wird die Rente ab dem Monat nach Ihrem 67. Geburtstag gezahlt.
Ausgenommen von der Regelaltersgrenze mit 67 sind nur Versicherte, die mindestens 45 Jahre in die Rentenkasse eingezahlt haben. Diese können die Altersrente abschlagsfrei auch schon früher erhalten.
Ungewisse Zukunft – unsichere Rente
Niemand kann die Zukunft vorhersehen – auch die Rentenkasse nicht. Deshalb weist sie in der Renteninformation an dieser Stelle selbst darauf hin.
Erklärung: Hier erfahren Sie, dass sich Änderungen in Ihren persönlichen Verhältnissen und gesetzliche Änderungen auf Ihre zu erwartende Rente auswirken können. Was hingegen sicher ist: Die gesetzliche Rente wird nicht reichen, um Ihren gewohnten Lebensstandard auch im Rentenalter weiterzuführen. Planen Sie daher Ihren Bedarf zur Lückenschließung besser großzügig.
Ist die Rente brutto oder netto? Was bleibt tatsächlich?
In diesem Abschnitt gibt Ihnen die Rentenversicherung auch den Hinweis auf Kranken- und Pflegeversicherungsbeiträge sowie mögliche Steuerzahlungen.
Erklärung: Bekommen Sie eigentlich das als Rente überwiesen, was als errechnete Rente auf Ihrer Renteninformation steht? Aufgepasst: Die ausgewiesene Rente ist brutto. Was hier als künftige Regelaltersrente errechnet wurde, landet später garantiert so nicht auf Ihrem Konto. Denn davon sind Krankenkassen- und Pflegeversicherungsbeiträge und oft sogar auch noch Steuern zu zahlen. Bereits heute machen Kranken- und Pflegeversicherungsbeiträge rund elf Prozent der Rente aus. Hinzu kommen Inflation und Kaufkraftverlust – darauf verweist die Renteninformation an späterer Stelle. All das müssen Sie abziehen, wenn Sie Ihre tatsächliche Rente fürs Alter genau berechnen wollen.

Rente wegen voller Erwerbsminderung
Könnten Sie ab sofort nicht mehr arbeiten und wären nachweislich voll erwerbsgemindert, dann würden Sie diesen Betrag erhalten – die sogenannte Erwerbsminderungsrente. Aber auch hier gilt: Die Rente ist brutto. Tatsächlich erhalten Sie auch bei der Erwerbsminderungsrente netto weniger.
Erklärung: Der angegebene Betrag entspricht Ihrer aktuellen Erwerbsminderungsrente, also dem jetzigen Rentenanspruch für den Fall der vollen Erwerbsminderung.
Höhe Ihrer künftigen Regelaltersrente
In diesem Abschnitt finden Sie gleich zwei Angaben über die Höhe Ihrer Regelaltersrente. Das unterscheidet die beiden Werte voneinander:
Erklärung: Der obere Wert sagt aus, welche gesetzliche Altersrente Sie sich bislang erarbeitet haben. Angenommen, Sie arbeiten bis zum Renteneintritt weiter, und zwar mit dem durchschnittlichen Verdienst der letzten fünf Jahre, dann erhöht sich Ihre monatliche Rente. Das sagt der untere Betrag aus.
Verlassen Sie sich nicht auf die Rentenanpassung
Im nächsten Abschnitt wird Ihnen vorgerechnet, wie sich Ihre Rente erhöht, wenn der Rentenwert jährlich um ein bzw. zwei Prozent steigt. Tatsächlich basieren die Rentensteigerungswerte aber auf der realen Lohnentwicklung. Immerhin: Mit einer Garantie hat die Bundesregierung festgelegt, dass die Rente selbst im Falle sinkender Löhne nicht gekürzt werden kann. Mit einer jährlichen Rentenerhöhung sollten Sie aber keinesfalls verlässlich rechnen.
Erklärung: Hier erfahren Sie, wie hoch Ihre Rente bei einer angenommenen jährlichen Rentenanpassung von einem oder zwei Prozent ausfallen würde. Verlassen können Sie sich auf diese Zahlen jedoch nicht. Sie sind lediglich beispielhafte Annahmen.
Wenn Sie sich von Ihrem aktuellen Stand ein Bild machen wollen, machen Sie den Test und ermitteln Sie mit dem ERGO Rentenrechner Ihre voraussichtliche Versorgungshöhe. Beachten Sie dabei, dass der ERGO Rentenrechner lediglich eine Orientierungshilfe ist.
Private Rentenversicherung
Wer sein Leben lang arbeitet, möchte sich auf seinen Ruhestand freuen können. Aber reicht die gesetzliche Rentenversicherung aus, um Ihren gewohnten Lebensstandard halten zu können? ERGO hilft Ihnen mit attraktiven Altersvorsorgeprodukten, damit Sie sich Ihre Träume und Wünsche im Alter erfüllen können.
Zusätzlicher Vorsorgebedarf
In diesem Abschnitt werden Sie auf den Kaufkraftverlust (Inflation) hingewiesen.
Erklärung: Was Sie heute in Ihrer Renteninformation lesen, ist übermorgen schon weniger wert. Dafür sorgen Inflation und Kaufkraftverlust. Das wird auf der Rückseite der Erklärung zwar ausführlich erläutert, aber nicht in die Kalkulation mit einbezogen. Das sollten Sie jedoch unbedingt tun, wenn Sie Ihren Lebensstandard auch im Alter erhalten wollen.
Die Tücken der Regelaltersrente
Doch wer arbeitet tatsächlich bis zu seinem 65. bzw. 67. Lebensjahr? Wer schafft volle 45 Jahre an Beitragszeiten? Reichen so lange überhaupt die Kräfte? Viele Versicherte wollen früher in Rente gehen. Dann bekommen sie aber weniger von der gesetzlichen Rentenkasse. Mit diesen Abschlägen müssen Sie rechnen: Jeden Monat, den Sie eher in Rente gehen, wird Ihre Rentenhöhe um 0,3 Prozent gekürzt. Das macht z. B. stattliche 7,2 Prozent aus, wenn Sie zwei Jahre früher in die gesetzliche Altersrente gehen. Und das über die gesamte Rentenlaufzeit. Informieren Sie sich also frühzeitig, welche finanziellen Konsequenzen ein früherer Ausstieg aus dem Arbeitsleben für Sie hat, damit Sie noch rechtzeitig ein ausreichendes finanzielles Polster aufbauen können.
Schließen Sie Ihre Versorgungslücke
Mit Ihrer Renteninformation erhalten Sie gleich auch den Hinweis, dass Ihre errechnete Altersrente nicht Ihrem heutigen Einkommen entsprechen wird. Diese sogenannte Versorgungslücke müssen Sie selbst schließen.
Erklärung: Hier weist die Rentenversicherung darauf hin, dass die Regelaltersrente nicht ausreichen wird, um den Lebensstandard zu halten. Dazu müssen Sie zusätzlich vorsorgen.
Renteninformation Erklärung – so wird Ihre Rente berechnet
Weiter geht es mit der Erklärung zur Renteninformation: auf der Rückseite. Hier finden Sie eine ausführliche Erläuterung, wie die Zahlen überhaupt zustande gekommen sind. Kurz zusammengefasst: Alle bislang eingezahlten Beträge werden in Entgeltpunkte umgerechnet und diese mit dem aktuellen Rentenwert multipliziert. Diese Zahlen und Zeiten sind enorm wichtig, denn sie entscheiden über die Höhe Ihrer Rente. Prüfen Sie also unbedingt sämtliche Angaben!
Rentenanwartschaft – das müssen Sie wissen
Die Rentenanwartschaft ist nichts anderes als Ihr Recht auf gesetzliche Rente. Wer die Rentenanwartschaft erfüllt, dem stehen die damit verbundenen Rentenleistungen nach dem Gesetz zu. Durch Ihre Beitragszahlungen in die Rentenkasse von mindestens fünf Jahren – egal ob Pflichtbeiträge oder freiwillige Beiträge – erwerben Sie die Anwartschaft auf Ihre gesetzliche Rente. Die Höhe der Anwartschaft ergibt sich, wie bereits beschrieben, aus den gutgeschriebenen Entgeltpunkten auf Ihrem Rentenkonto.
Kontenklärung anfordern und Versicherungsverlauf prüfen
Nicht alle Zeiten für Ihre Rentenberechnung werden automatisch erfasst. Schulausbildung, Arbeitsunfähigkeit, Arbeitslosigkeit oder Schwangerschaft, Mutterschutz und Kindererziehungszeiten etwa werden nur auf Antrag ergänzt. In diesen Zeiten zahlen Sie keine Pflichtbeiträge in die Rentenkasse, aber Ihre Anwartschaft auf die gesetzliche Rente steigt trotzdem. Um Ihren Versicherungsverlauf genau überprüfen und eventuell vervollständigen zu können, sollten Sie daher eine Kontenklärung anfordern.
Fazit: Was Sie selbst für Ihre Rente tun können
- Fordern Sie im Rahmen einer Kontenklärung Ihren aktuellen Versicherungsverlauf formlos bei der Deutschen Rentenversicherung an.
- Prüfen Sie sämtliche Versicherungszeiten und lassen Sie nicht erfasste Beitragszeiten nachtragen.
- Rechnen Sie genau! Wer nur auf die gesetzliche Altersrente setzt, wird im Alter weniger finanzielle Mittel zur Verfügung haben. Das ist Fakt.
- Früher in Rente? Das geht nur mit Abschlägen bei der gesetzlichen Rente. Berechnen Sie genau, welche Rentenhöhe Ihnen bei welchem Renteneintrittsalter zusteht. Und prüfen Sie, wie sich die Abschläge auf Ihre Versorgungslücke auswirken.
- Sorgen Sie vor! Schließen Sie Ihre Versorgungslücke – je eher, desto besser. Suchen Sie dazu das Gespräch mit Ihrem Vermittler. Dieser bietet keine Rentenberatung, findet aber gemeinsam mit Ihnen Vorsorgelösungen, damit Sie Ihren Lebensstandard auch im Alter aufrechthalten können.

Quelle: Bevölkerungspyramide Statistisches Bundesamt
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