Fußball und Corona: 10 Verlierer und Gewinner

Die Corona-Pandemie stellte auch den Fußball vor große Herausforderungen. Doch es gab nicht nur Probleme, Sorgen und Nöte. Wir werfen einen Blick auf die Besonderheiten der letzten beiden Jahre im Profifußball.

„Bleiben Sie zu Hause!“ Kein Satz wurde im März 2020 wohl so häufig geäußert wie dieser. Und gefühlt stand das Leben still: kaum Autoverkehr, keine Flugzeuge in der Luft, alles geschlossen, was nicht zum Leben nötig war. Selbst der Profifußball machte Pause – für zwei Monate.

Es folgten Spiele in leeren Stadien, heftige Diskussionen um den Sonderstatus der „Fußball-Millionäre“, drohende Insolvenzen, wütende Fans. Schöne neue Traditionen wie die Einlaufkinder vor Spielbeginn, wenn der Nachwuchs seinen Idolen ganz nah ist, wurden auf Eis gelegt.

Und trotz der großen Herausforderungen der Pandemie: Corona hat dem Profifußball nicht nur Schlechtes gebracht, sondern auch einige verblüffende positive Effekte.

Die Verlierer der Pandemie

 

Traditionsvereine

Ein klangvoller Name allein genügt heute nicht mehr, um im Konzert der Großen mitzumischen. Das zeigt sich besonders in Krisenzeiten. Die Bundesliga-Legenden Schalke 04 und Werder Bremen spielen seit Saisonbeginn nur noch in der 2. Liga. Aus dieser versucht der ehemalige Bundesliga-Dino Hamburger SV seit dem Abstieg 2018 vergeblich, wieder ins Oberhaus aufzusteigen.

Nachwuchsarbeit zunehmend wichtig

Um mittelfristig konkurrenzfähig zu sein, müssen neue Wege und Konzepte her. Und diese beschränken sich nicht nur auf große Geldgeber, wie beim VfL Wolfsburg oder RB Leipzig. Union Berlin, 2019 erstmals in die Bundesliga aufgestiegen, setzt statt teurer Einkäufe auf hoch professionelle Kaderplanung. Und Klubs wie der SC Freiburg punkten mit der Entwicklung talentierter Spieler und stattlichen Transfereinnahmen. Die Breisgauer erzielten in der Vorsaison Transfererlöse in Höhe von 23,6 Millionen Euro. Der 1. FC Köln, ein Verein mit großer Vergangenheit, gab in der laufenden Spielzeit für seine zehn Neuzugänge ganze 250.000 Euro aus. Zugleich spülten Spielerverkäufe 22 Millionen Euro in die Kasse.

Rudelgucker

Was waren es für Feste, besonders bei internationalen Turnieren. Geschätzte 12 Millionen Fans verfolgten nach einer Hochrechnung der Gattungsinitiative Wirkstoff TV das WM-Finale 2014 außer Haus. Beim sogenannten Public Viewing auf großen Plätzen, in Kneipen oder Gaststätten wurde der 1:0-Sieg der deutschen Elf über Argentinien gefeiert. Mitfiebern, bangen und jubeln in großer Runde hat noch mal eine ganz andere Qualität. Daran ist momentan nicht zu denken. Viele Menschen auf engem Raum – zu gefährlich angesichts der steigenden Infektionszahlen.

Ticketverkäufer

Am 22. Mai 2021 war es Union Berlin, der als erster Bundesligist seit Pandemie-Beginn wieder vor Zuschauern spielte. 2.000 Fans waren dort am 34. Spieltag erlaubt. Der Bann gebrochen, der erste Schritt zurück zu ausverkauften Stadien vollzogen? Nein. In der laufenden Spielzeit wurden selbst geringe Kapazitäten bis zu 25.000 Personen anfangs keineswegs immer ausgeschöpft. Nach elf Spieltagen war bei vier Vereinen nur jeweils ein Heimspiel ausverkauft, bei der TSG Hoffenheim kein einziges.

Verunsicherung – und Entfremdung?

Gründe sind die Angst vor Ansteckung, denn es muss auch die Anfahrt in teils überfüllten Bussen und Bahnen berücksichtigt werden. Hinzu kommt eine gewisse Verunsicherung, welche Regeln in den einzelnen Bundesländern gelten, wenn Fans ihren Klub zu einem Auswärtsspiel begleiten. Wieder andere Vereine haben unterschiedliche Regeln für verschiedene Stadionbereiche – ganz schön kompliziert.

Sonderstellung Profifußball

Zudem wird die privilegierte Position der Klubs für ein Stück Entfremdung gesorgt haben, wenn auch wohl nicht in den Fankurven. Während der Amateur- und Jugendbereich bis zum August 2021 pausieren musste, war die Bundesliga bereits am 16. Mai 2020 wieder am Start. Das Ganze begleitet von bester medizinischer Betreuung und regelmäßigen Tests, wovon viele Normalbürger nicht mal träumen durften.

Original-Spielball aus dem DFB-Pokal- Achtelfinale zu gewinnen!

Am 18. und 19. Januar 2022 werden die Partien des DFB-Pokal-Achtelfinales ausgetragen. Für Freunde des Traditionswettbewerbs im deutschen Fußball gibt es im ERGO Gewinnspiel wieder die Chance, einen Original-Spielball aus einer der acht Begegnungen zu gewinnen. Zwischen dem 10. und 24. Januar 2022 können Sie sich hier bewerben. ERGOimpulse wünscht viel Erfolg!

Die Gewinner der Pandemie

 

Fußballfans daheim

Auch wenn die TV-Quoten, besonders zu Zeiten der „Geisterspiele“, oft nicht berauschend waren: Die Mehrzahl der Fans war froh um die Ablenkung in Zeiten von Ausgangsbeschränkungen. Theater, Kino, Live-Musik – vieles stand still. Auch soziale Kontakte wurden heruntergefahren. Da kommt beispielsweise ein Pokalfinale zwischen Borussia Dortmund und RB Leipzig sehr gelegen. Mehr als 9,5 Millionen Zuschauer waren am 14. Mai 2021 dabei und bestaunten den 4:1-Sieg des BVB.

Auswärtsteams

Die fehlende Unterstützung von den Tribünen hat sich bemerkbar gemacht: In den Bundesliga-Spielzeiten 2019/20 und 2020/21 gewannen die Heimteams nur 40,2 bzw. 42,2 Prozent ihrer Spiele. Das sind die mit Abstand niedrigsten Werte der letzten zehn Jahre. Der Spitzenwert (49 Prozent) datiert aus der Saison 2016/17.

„Coachende“ Trainer wie Flick, Nagelsmann und Guardiola

Die Stille in den Arenen war teilweise gespenstisch, waren Zuschauer und Spieler doch eine dauerhafte Geräuschkulisse gewohnt. Der Vorteil: Die Kommunikation auf dem Platz war deutlich leichter. Das hat besonders jenen Trainern in die Karten gespielt, die gerne auch während des Spiels taktisch eingreifen.

Sechs Titel dank Corona?

Der Ex-Bayern- und jetzige Nationaltrainer Hansi Flick setzt beispielweise sehr auf das aktive Coachen. Dass er dies in Zeiten leerer Zuschauerränge besonders gut konnte, dürfte ein Mosaikstein im „Sextuple“-Jahr des FC Bayern gewesen sein. Die Münchner holten 2020 Meisterschaft, DFB-Pokal, Champions League, den Supercup in Deutschland und Europa sowie den Weltpokal.

Fußball-Puristen

Ein Großteil der Fußballanhänger hat Stimmung, Fangesänge und Jubel in den Stadien vermisst. Denjenigen jedoch, die gerne ganz nah am Geschehen sind und das Spiel „lesen“ wollen, standen plötzlich völlig neue Türen offen. Sie konnten die Kommandos auf dem Platz hören. Selbst Gesprächsfetzen aus Diskussionen mit dem Schiedsrichter waren zu verstehen.

Müller & Co. trieben sich zum Sieg

Das vielleicht krasseste Beispiel war der 8:2-Triumph des FC Bayern gegen den FC Barcelona im August 2020. In diesem Champions-League-Viertelfinale war es frappierend mitzubekommen, wie sich die Münchner auf dem Platz fast selbst zum Sieg coachten. Am auffälligsten waren die häufigen Kommandos von Thomas Müller, der quasi als verlängerter Arm des Trainers agierte. Vom gegnerischen Team war dagegen kaum ein Mucks zu vernehmen.

„Kleine“ Mannschaften

Nicht nur die Auswärtsmannschaften in der Bundesliga trauten sich in Corona-Zeiten mehr zu. Auch der DFB-Pokal brachte Überraschungen. So erreichte in der Saison 2019/20 mit dem 1. FC Saarbrücken erstmals ein Viertligist das Halbfinale. Ein Jahr später schaffte es Rot-Weiß Essen, ebenfalls ein Regionalligist, immerhin bis ins Viertelfinale. So weit kam Rekordtitelträger Bayern München in den letzten zwei Jahren nicht: Der große Favorit scheiterte jeweils in der zweiten Runde . Auch bei der im Sommer 2021 nachgeholten EM waren es einige Underdogs, die die Fans begeisterten. Neben der Schweiz und der Ukraine gewann vor allem Halbfinalist Dänemark viele Sympathien.

Torhungrige Teams

Experten betonen, dass trotz ausbleibender oder eingeschränkter Stimmung die Qualität des Fußballs in der Pandemie nicht gelitten habe. Bei der „Corona-EM“ 2021 galt dies zumindest ab der K.-o.-Runde. Die Mannschaften legten teilweise die taktischen Fesseln ab und spielten mitreißend nach vorne. Die Torquote spricht in jedem Fall für sich: Im Turnier fielen pro Partie im Schnitt 2,8 Treffer. Bei der EM 2016 lag die Quote bei 2,12.

Ersatzspieler

Klar wurde relativ bald: Mannschaften mit großem und ausgeglichenem Kader sind im Vorteil. Termindichte und Covid-Infektionen führten besonders im Jahr 2020 immer wieder dazu, dass Spieler ersetzt werden mussten. Beispiel Eintracht Braunschweig in der 3. Liga: Das Team lag vor der Corona-Zwangspause im März 2020 abgeschlagen auf Platz 9. Unzufriedene Spieler im großen Kader sorgten immer wieder für Unruhe. Als dann zwischen 30. Mai und 4. Juli elf Spieltage auf dem Programm standen, war die Spielerdichte plötzlich Gold wert: Der Verein schaffte den Aufstieg.

Fünf Wechsel machen’s möglich

Seit zudem die Anzahl der möglichen Auswechslungen auf fünf erhöht wurde, schlägt in Pandemie-Zeiten immer wieder die Stunde der Ersatzspieler. Dass Masse jedoch nicht immer gleich Klasse ist, bewies der FC Schalke 04 in der Vorsaison. Mit 42 eingesetzten Spielern stellte der Verein einen neuen Bundesligarekord auf – und stieg sang- und klanglos aus der Bundesliga ab. Die alte Bestmarke des VfL Wolfsburg aus der Saison 2011/12 lag bei 37 Spielern.

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