Demenz – wenn Freunde vergessen

Wenn Menschen dement sind, werden die Begegnungen mit Freundinnen und Freunden, die früher so nah und wichtig waren, leider immer weniger.

„Freunde sind oft verunsichert“

, sagt Magret Flamion, erfahrene Pflegefachkraft und Case Managerin bei miCura, den Pflegediensten der DKV Deutschen Krankenversicherung. Seit 29 Jahren ist sie in der Pflege tätig. Sie hat die Erfahrung gemacht, dass Freunde der Erkrankten sich mit dem Thema Demenz nicht auskennen und nicht wissen, wie sie sich verhalten sollen. „Dabei sind Freunde unglaublich wertvoll. Ein dementer Mensch profitiert immer von der liebevollen Zuwendung eines Vertrauten, sogar wenn er ihn nicht einmal mehr erkennt.“

Freunde kennen Dinge aus der Vergangenheit

Freunde haben einen großen Vorteil: Sie wissen Dinge aus der Vergangenheit der Patienten zum Teil besser als die eigene Familie, sie teilen Erinnerungen, die die Familie gar nicht haben kann. Sie kennen Vorlieben oder Hobbys oder das Lieblingscafé – das ist eine sehr gute Basis, um trotz Demenz in Kontakt zu bleiben.

„Eine ältere Dame, die ich kenne, bekommt jeden Mittwoch Besuch von einer langjährigen Freundin, die mit ihr einen Spaziergang macht, Kaffee trinkt oder zum Friseur geht“, erzählt Magret Flamion. „Eine wirklich treue Freundin, die die immer gleichen Fragen und Unterhaltungen geduldig mitträgt. Die demenzkranke Freundin genießt diese Unternehmungen sichtlich.“

Hilfe für Demenzkranke

Zusammen über alte Erinnerungen sprechen und Fotos anschauen

Am einfachsten ist es, den Dementen zu Hause zu besuchen. „Freunde können zusammen über alte Erinnerungen sprechen und dabei zum Beispiel Fotos ansehen“, sagt die erfahrene Pflegekraft. „Über den Segeltörn vor 15 Jahren weiß ein dementer Mensch meist noch mehr als über das Frühstück vom Morgen.“
Wenn die Demenz weiter fortschreitet und ein sinnvolles Gespräch schwierig wird, ist Vorlesen eine gute Idee. Viele demente Menschen singen auch gerne und können noch viele Lieder auswendig. „Aber wenn ich weiß, jemand hat noch nie gerne gesungen, dann wird ihm das jetzt auch nicht gefallen und ich mache lieber etwas anderes.“ Dabei sollte man sich nicht entmutigen lassen, wenn ein dementer Freund bei einem Besuch mürrisch, unwillig oder aggressiv erscheint. „Ein solches Verhalten kann ein Teil der Demenzerkrankung sein“, so Flamion. Dann sollte man nicht auf einem Besuch bestehen, sondern an einem anderen Tag wiederkommen.

Eine gute Sache sind auch gemeinsame Ausflüge, etwa ein Spaziergang auf vertrauten Wegen, eine Fahrt mit Auto oder Bahn, ein Besuch auf dem Fußballplatz oder in einem Café.

Alte Erinnerungen

Dabei empfiehlt es sich, vorher die Angehörigen oder Pflegepersonen nach der aktuellen körperlichen Verfassung zu fragen: Wie gut ist der Freund zu Fuß? Braucht er besondere Betreuung, zum Beispiel beim Essen? Kann er selbstständig zur Toilette gehen? Diese organisatorischen Fragen sollten vorher geklärt werden.

Zwei Drittel der Älteren haben kaum Kontakt zu Pflegebedürftigen

Nach Zahlen der DKV haben zwei Drittel der Menschen im Rentenalter selten oder nie Kontakt zu pflegebedürftigen Menschen. Damit hat die Generation, aus der Freunde, Schulkameraden und Arbeitskollegen der Pflegebedürftigen kommen, weniger Kontakt zu ihnen als jüngere Altersgruppen. „Es gibt aber keinen vernünftigen Grund, warum Freunde sich zurückziehen sollten, auch nicht bei einer Demenzerkrankung“, erklärt Magret Flamion von miCura. „Freunde können dabei helfen, dem kranken Menschen ein Stück seines alten Lebens zu erhalten.“

Leben Sie so, wie Sie wollen. Selbst bei Pflegebedürftigkeit.

Leben Sie so, wie Sie wollen. Selbst bei Pflegebedürftigkeit. Die Pflegezusatzversicherungen der DKV können dabei helfen, selbst zu bestimmen, was gut für Sie ist. Sie entscheiden, wie und in welchem Umfang Sie betreut und gepflegt werden. Mehr hierzu erfahren Sie bei Ihrem Partner für Versicherungsfragen.

Demenzerkrankungen in Deutschland

Derzeit leben in Deutschland etwa 1,5 Mio. Menschen mit einer Demenzerkrankung. Im Jahr 2050 werden es etwa doppelt so viele sein. Grund dafür ist vor allem der demografische Wandel. Etwa zwei Drittel der Demenzkranken leiden an der Alzheimer-Krankheit. 70 Prozent sind Frauen, zwei Drittel sind bereits 80 Jahre und älter. In jüngeren Jahren kommt Demenz nur selten vor, aber immerhin leiden etwa 20.000 Menschen unter 65 Jahren in Deutschland an einer Demenzerkrankung.
(Zahlen: Deutsche Alzheimer Gesellschaft e.V. Selbsthilfe Demenz)

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