Demenzpflege – Angehörige respektvoll versorgen

Trotz der Diagnose einer demenziellen Erkrankung zu Hause leben? Oder ist die Versorgung bei einem Angehörigen, in einem Pflegeheim oder einer Wohngemeinschaft für demenziell erkrankte Menschen die bessere Lösung? Die Entscheidung fällt nicht leicht.

Ob man trotz einer Demenz in seinen eigenen vier Wänden bleiben kann, hängt vor allem vom Stadium der Erkrankung ab. Sobald die Diagnose bekannt ist, sollten die Erkrankten gemeinsam mit ihren Angehörigen aber zusätzlich nach professioneller Hilfe suchen. Betroffene brauchen einen sicheren Rahmen, pflegende Angehörige Beratung und regelmäßige Entlastung.

Ist die Entscheidung für eine Demenzpflege zu Hause gefallen, bedeutet die respektvolle Pflege eines demenziell Erkrankten eine große Herausforderung für pflegende Angehörige. Hier ein paar Ratschläge für den gemeinsamen Alltag.

Pflege Schutz Paket der DKV

Mit dem Pflege Schutz Paket steht Ihnen die DKV, ein Unternehmen der ERGO, zu jeder Zeit mit umfangreichen Beratungs- und Serviceleistungen zur Seite. Auch schon vor Eintritt der Pflegebedürftigkeit. Es beinhaltet auch die telefonische oder Vor-Ort-Beratung zur Pflegebedürftigkeit von Lebenspartnern und Angehörigen durch Pflegeexperten. Und mit der 24-Stunden-Pflegeplatzgarantie erhalten Sie bei erstmaligem Bedarf innerhalb von 24 Stunden einen Platz in einem Pflegeheim oder eine ambulante Versorgung. Dies ist eine wichtige Entlastung auch für Ihre Angehörigen.

Demenzpflege: Herausforderung im Alltag

Wenn ein Mensch seinen geistigen und körperlichen Abbau in größerem Ausmaß erlebt, fühlt er sich ohnmächtig. War er bis vor Kurzem noch ein selbstständiger Mensch, der sein Leben meisterte, ist er nun auf die Hilfe anderer angewiesen. Die demenzielle Erkrankung kann schnell voranschreiten oder auch schleichend, über viele Jahre hinweg. Aber immer stellt sie Pflegebedürftige und deren Angehörige vor neue Aufgaben. Worauf Sie sich einstellen müssen, in unterschiedlicher Ausprägung, Reihenfolge oder auch Wiederholung:

  • Orientierungsschwierigkeiten: Altersbedingte Einschränkungen des Kurzzeitgedächtnisses gehen in eine zunehmende Verwirrung oder Orientierungslosigkeit über, manchmal begleitet von Störungen im Tag-Nacht-Rhythmus.
  • Überkompensation: Demenzerkrankte versuchen Defizite zu verbergen, richten ganz individuelle und oft höchst private Hilfsstrukturen ein, z. B. Verstecke und Erinnerungszettel.
  • Persönlichkeitsveränderung: Menschen zeigen neue Wesensmerkmale als Teil des Krankheitsverlaufs.
  • Depressionsphasen: Gefühle von Trauer, Nutzlosigkeit, Sinnlosigkeit stellen sich ein und lähmen die Betroffenen.
  • Aggressionsphasen: Ohnmacht oder Scham verkehren sich in Feindseligkeit und Zorn. Betroffene greifen auch nahe Personen an, die unterstützen wollen.
  • Resignation: Pflegebedürftige werden mutlos und still, ziehen sich zurück.
  • Verlust der eigenen Persönlichkeit: Schwer demente Personen verlieren sich in Erinnerungen, wissen nicht mehr, wer oder wo sie sind, verwechseln Angehörige oder erkennen sie nicht mehr.

Typische Konfliktsituationen in der Betreuung Demenzkranker

  • Unfreiwilliger Rollentausch: Folgen sind oft Unsicherheit, Stress, Bevormundung, offene oder versteckte Machtkämpfe.
  • Überlastung: Körperliche und psychische Erschöpfung führen zu Gereiztheit und Pflegefehlern.
  • Entfremdung: Durch die Persönlichkeitsveränderung von Demenzkranken bricht der Kontakt ab.
  • Tabuzonen in der Familie: Körperliche Pflege verletzt die Intimsphäre aller Betroffenen.
  • Betreuungsumfang: zu viel oder zu wenig Hilfe, Verzicht auf professionelle Unterstützung.
  • Aggressives Verhalten des Pflegebedürftigen: Folgen sind oft Gegen-Aggressionen.
Demenzpflege - Angehörige respektvoll pflegen

Demenzpflege – praktische Handlungs- und Kommunikationsratschläge

Wer sich der schwierigen Aufgabe stellt, einen demenziell Erkrankten im privaten Umfeld zu pflegen, muss sich immer bewusst sein: Auch ein Erwachsener mit beginnender Demenz ist und bleibt ein Erwachsener. Behandeln Sie ihn nicht wie ein Kind, sondern begegnen Sie ihm auf Augenhöhe. Das gilt in besonderem Maße in der Anfangsphase einer demenziellen Erkrankung.

  • Achten Sie darauf, dass Pflegebedürftigen trotz der notwendigen Versorgung Entscheidungsfreiheit bleibt, also dass Hilfe auch abgelehnt werden darf oder Pflegemaßnahmen in einer ausschließlich zuvor besprochenen Art und Weise durchgeführt werden. Setzen Sie keinesfalls Pflege gegen den Willen des Pflegebedürftigen durch.
  • Respektieren Sie die Privatsphäre der pflegebedürftigen Person. Klopfen Sie z. B. immer an, bevor Sie das Zimmer betreten, öffnen Sie Schränke nur nach Absprache, seien Sie besonders sensibel, wenn Hilfe bei der Körperpflege oder dem Toilettengang nötig ist.
  • Vermeiden Sie bevormundende Worte und Handlungen, insbesondere wenn Pflegebedürftige Fehler machen, ungeschickt handeln oder sich für Fähigkeitsverluste schämen, z. B. bei Vergesslichkeit, Ungeschicktheit beim Essen, Inkontinenz. Sätze wie „Was hast du da denn schon wieder gemacht?“ sollten tabu sein, ebenso die sogenannte Babysprache. Suchen Sie stattdessen nach Möglichkeiten des Trosts und üben Sie den Umgang auf Augenhöhe. In der Demenzpflege hilft oft auch Humor, um Erfahrungen des Scheiterns oder des körperlichen Abbaus abzufedern.
  • Versorgen Sie die pflegebedürftige Person mit Empathie und echter Zuwendung. Wenn Sie auch irrationale Gefühle, Ängste und Bedürfnisse ernst nehmen, können Sie Frustration und Ärger häufig lindern oder auch vermeiden.
  • Bieten Sie der pflegebedürftigen Person Sicherheit und Orientierung. Das gelingt durch einen klaren Tagesablauf mit bekannten Routinen, durch Strukturhilfen wie einen Kalender, in dem alle wichtigen Namen, Telefonnummern und Termine übersichtlich festgehalten sind. Damit entsteht eine Art Geländer, an dem sich der demente Mensch entlanghangeln kann.
  • Finden Sie Aufgaben, die der pflegebedürftigen Person vertraut sind und die sie noch meistern kann, z. B. Kochen, Hilfe bei der Hausarbeit oder im Garten. Damit aktivieren Sie die Ressourcen der Betroffenen und sorgen durch kleine Erfolgserlebnisse für Sinn und Stabilisierung im häuslichen Alltag – als Gegengewicht zu den täglich erlebten Defiziten.
  • Ermöglichen Sie alte Hobbys und die Pflege von Freundschaften außerhalb der Wohnung, z. B. Kaffee- oder Konzertbesuche oder Spaziergänge mit alten Freunden. Dies schafft Abwechslung, soziale Nähe und Lebensqualität, der pflegebedürftige Mensch bleibt länger psychisch stabil.
  • Sorgen Sie für regelmäßige eigene Auszeiten und Abstand zum Pflegealltag, z. B. Sport, eigene Hobbys, Treffen mit Freunden. Dies ist besonders wichtig, wenn die Pflege viele Jahre andauert.
  • Achten Sie auf eine ausreichende Flüssigkeitszufuhr, um den Gesamtzustand des Pflegebedürftigen positiv zu unterstützen. Bei großem Bewegungsdrang des demenziell Erkrankten muss zusätzlich eine ausreichende Kalorienzufuhr gesichert sein.
  • Nehmen Sie professionelle Hilfe in Anspruch, wenn Unsicherheiten oder Konflikte auftauchen, z. B. zur Pflegeplanung, bei Überlastungsgefühlen, bei fortschreitender Demenzerkrankung, zur Prävention und Lösung von Aggressionen im Pflegezusammenhang.

Entlastung für pflegende Angehörige ist wichtig

Respektvolle Demenzpflege ist nicht leistbar, wenn Angehörige keine Pausen haben. Nehmen Sie daher schon frühe Symptome der Überlastung ernst, reagieren Sie auf Warnsignale wie tiefe Erschöpfung, körperliche Schmerzen, Gereiztheit und starke Stimmungsschwankungen. Für Entlastung sorgen:

  • fachliche Beratung durch Beratungsstellen wie zum Beispiel die Firma compass private pflegeberatung, Pflegestützpunkte Seniorenzentren, Kranken- und Pflegeversicherungen
  • Nachbarschaftsnetzwerke und soziale Dienste (Ehrenamt)
  • Pflegedienste (bezahlte Leistungen)
  • Tages- und Verhinderungspflege (Leistungen der Pflegeversicherung, abhängig vom Pflegegrad)
  • Urlaub für Pflegepersonen und Angehörige

Angehörige müssen die Grenzen der Belastbarkeit erkennen – und akzeptieren

Das gewohnte Umfeld hat eine große Bedeutung für Menschen mit einer Demenz oder einer Alzheimererkrankung, denn in ihrer Wohnung oder in ihrem Quartier fühlen sie sich häufig auch bei fortgeschrittener Demenz am sichersten. Irgendwann ist aber trotz bester Absichten die Demenzpflege zu Hause nicht mehr möglich. Entweder weil ein Krankheitszustand sich so verschlechtert, dass eine professionelle Versorgung rund um die Uhr nötig wird oder weil pflegende Angehörige an ihre Belastungsgrenze gelangen.

Machen Sie sich bewusst, dass in bestimmten Fällen die Demenzpflege zu Hause nicht mehr sinnvoll ist. Lassen Sie sich frühzeitig beraten, welche Möglichkeiten der Betreuung außerhalb der häuslichen Umgebung möglich sind, spätestens, wenn Sie merken, dass zeitweise Unterstützung nicht mehr ausreicht oder Sie auch nach einem Urlaub keine Energie oder Lebensfreude zurückgewonnen haben. Betreuungskräfte, ambulante Pflegedienste, Ärzte oder Ansprechpartner Ihrer Pflegeversicherung helfen Ihnen dabei, Lösungen für eine sichere und würdevolle Betreuung für Ihren demenzkranken Angehörigen zu finden. Manchmal ist ein Aufgeben der häuslichen Pflegesituation auch eine Chance für eine neue Form der respektvollen Begegnung mit der demenziell erkrankten Person.

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