Doctors for Disabled: Dr. Johannes Correll – Porträt

Dr. Johannes Correll ist seit 40 Jahren mit Leib und Seele Kinderorthopäde. Jetzt engagiert er sich bei „Doctors for Disabled International“.

Vor fast 40 Jahren hat sich Dr. Johannes Correll auf die Disziplin Kinderorthopädie eingeschworen. Seine berufliche Heimat war über 20 Jahre lang die Orthopädische Kinderklinik in Aschau im Chiemgau, die er leitete. Zweifellos ein attraktiver Arbeitsplatz in einer der schönsten Gegenden Deutschlands. Was veranlasste den Chefarzt dazu, mit 60 Jahren in den vorgezogenen Ruhestand zu gehen?

Correll hatte schon während seiner Klinikzeit die Möglichkeit, pro Jahr zwei Patienten unentgeltlich zu behandeln. Die Schicksale dieser kleinen, meist (bürger-)kriegsversehrten Patienten aus den Krisengebieten der Welt berühren ihn tief. Correll wird klar: Er will im Ruhestand gemeinsam mit seiner Frau Ute (ebenfalls Ärztin) Dinge verwirklichen, die ihnen beiden wichtig sind. Die Ausrichtung steht ebenfalls fest: Sie wollen sich in der medizinischen Entwicklungshilfe einsetzen. Sie werden „Doctors for Disabled International“. Eine Organisation, die sich mit einem Team von hochrangigen Spezialisten an große Organisationen anschließt.

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Medizinische Entwicklungshilfe im Jemen - ein Gespräch mit Dr. Johannes Correll

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Doctors for Disabled für Kinder im Jemen

Aus der Bilderbuchkulisse des Chiemgaus geht es mit der Kinderhilfsorganisation Hammer Forum e.V. in den krisengeschüttelten Jemen. Der Einsatzort wird das Al-Thawra-Hospital in Taizz. Und nicht nur landschaftlich kann der Kontrast kaum größer sein. Sein Eindruck beim ersten Aufenthalt – inzwischen sind es schon 15 – ist: Eine kinderorthopädische Betreuung existiert schlicht nicht. Und auch sonst sieht die Versorgungslandschaft deutlich anders aus als in Deutschland. Fliegen bevölkern den Operationssaal. „Es gibt weder funktionierende Klimaanlagen noch steriles Instrumentarium. Die wichtigste Schwester im OP ist die Schwester mit der Fliegenpatsche, die einem also nicht nur auf die Schulter haut, wenn eine Fliege darauf sitzt, sondern auch die Fliege aus der Wunde vertreibt. Das sind eigentlich chaotische Zustände“, beschreibt Correll sein Umfeld im Jemen.

Unsere Top-Experten

Dr. Johannes Correll gehört zu den Top-Experten der DKV. Die DKV arbeitet mit über 100 Top-Experten (Fachärzten) aus ganz Deutschland zusammen. Diese Top-Experten stehen Versicherten (mit Tarif Best Care oder anderen Tarifen mit entsprechenden Services) mit ernsten oder lebensbedrohlichen Erkrankungen für eine schriftliche Zweitmeinung, eine ambulante Sprechstunde und stationäre Behandlung zur Verfügung. Die Top-Experten sind anerkannte Spezialisten auf ihrem Fachgebiet und international renommiert.

Correll startet durch. Er nimmt sich vor, auch mit den wenigen vorhandenen Mitteln etwas zu erreichen. Dabei konzentriert er sich auf ein wichtiges Krankheitsbild, den Klumpfuß. Das ist eine schwere angeborene Fehlstellung des Fußes. In Deutschland wird diese nach der Geburt bei einer solchen Diagnose sofort behandelt. Anders im Jemen – die Babys werden in aller Regel nach der Geburt nicht automatisch von einem Arzt untersucht. Kinderorthopädische Fehlbildungen wie Hüftfehlstellungen und Fußdeformitäten werden oftmals nicht erkannt oder können nicht behandelt werden.

Ärztliche Hilfe wird im Jemen dringend benötigt

Correll schafft es, ein Programm aufzubauen. Er sensibilisiert Ärzte und Pfleger für eine frühe Diagnostik und Therapie. Für Neugeborene mit Klumpfuß gibt es nämlich eine sehr einfache und wirksame Behandlungstechnik. Es ist die Ponseti-Methode. Hierbei wird die Fußfehlstellung durch Gipsverbände schrittweise korrigiert. In der Regel kann nach sechs bis acht Gipsen eine komplette Korrektur ohne große Operation erreicht werden. Zu Gehbeginn ist diese Behandlung abgeschlossen. Nachts soll das Kind dann für eine längere Zeit noch eine Schiene tragen. Die orthopädietechnische Versorgung ist in Taizz zwar auf niedrigstem Niveau, aber für die benötigten Orthesen ausreichend. Correll gelingt es, diese Methode durch seine wiederholten Einsätze zu verfestigen. Besonders stolz ist er auf einen in diesem Sinne unermüdlich arbeitenden jemenitischen Pfleger.

Bei älteren Kindern muss sehr aufwendig operiert werden, da die Kinder sonst nur einige wenige Schritte auf ihren verkrüppelten Füßen gehen können. Für extreme Formen des Klumpfußes entwickelt Dr. Correll zusammen mit seiner Tochter Johanna (ebenfalls Fachärztin und auf Kinderorthopädie spezialisiert) ein spezielles Operationsverfahren, das sich sehr bewährt hat.

Leider hat sich die Lage im Jemen so verschärft, dass Dr. Johannes Correll aktuell keinen Einsatz planen kann. „Wir hoffen natürlich, dass wir in absehbarer Zeit wieder hinfahren können. Ich fühle mich als eine Art Botschafter unseres Landes und gehe nicht hin, um Geld zu verdienen. Sondern um den Leuten zu sagen, ich komme zu euch, ihr seid in Not und ich habe die Freude, euch helfen zu können oder zu dürfen.“

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