Großes Blutbild (Differenzialblutbild) – Werte verstehen

Wenn das kleine Blutbild Fragen oder Vermutungen zum Gesundheitszustand des Patienten aufwirft, wird meist ein großes Blutbild erstellt. Welche Werte beim großen Blutbild ermittelt werden und was sie bedeuten.

Das kleine Blutbild wird oft im Rahmen von Routineuntersuchungen durchgeführt und gibt erste Hinweise auf Mangelerscheinungen, Infektionen oder ernsthafte Erkrankungen. Diagnostiziert der Arzt Normabweichungen, wird in der Regel ein großes Blutbild erstellt.

In diesem werden die weißen Blutkörperchen – die sogenannten Leukozyten – nochmals genauer unter die Lupe genommen. Diese sind zwar im Vergleich zu ihren roten Verwandten nicht sonderlich zahlreich – von den roten befinden sich 4 bis 6 Millionen in einem Mikroliter Blut, von den weißen nur 6.000 bis 8.000. Für den menschlichen Körper haben sie aber eine ebenso wichtige Funktion für das Immunsystem und bei der Abwehr von Fremdkörpern.

Die unterschiedlichen Leukozytenarten

Die weißen Blutkörperchen gibt es übrigens gar nicht. Vielmehr unterscheidet man zwischen drei verschiedenen Typen: den Granulozyten, den Lymphozyten und den Monozyten.

Innerhalb der Granulozyten wird dann noch einmal zwischen drei Unterarten differenziert – neutrophil, eosinophil, basophil. Jeder dieser Typen übernimmt bei der Bekämpfung von Krankheiten unterschiedliche Aufgaben.

Verteilung der weißen Blutkörperchen ermöglicht Rückschlüsse

Diese verschiedenen Typen untersucht man im sogenannten Differenzialblutbild, das zusammen mit dem kleinen Blutbild das große Blutbild ergibt. Um die einzelnen Typen unterscheiden zu können, werden die Blutkörperchen in einem vollautomatischen Analysegerät mit einem speziellen Farbstoff angefärbt und gezählt.

Die Blutwerte des großen Blutbildes in der Übersicht

Die Anzahl der weißen Blutkörperchen kann also Rückschlüsse auf Erkrankungen oder Allergien geben. Für das große Blutbild werden die Blutkörperchen-Typen quantitativ bestimmt, es wird also ermittelt, wie hoch der jeweilige Prozentanteil zum Zeitpunkt der Blutabnahme ist.

Diese Werte werden beim großen Blutbild ermittelt:

  • Erythrozyten
  • Leukozyten
  • Thromobozyten
  • Hämatokrit (Kkt)
  • Hämoglobin (Hb)
  • Hämoglobinmenge (MCH)
  • Hämoglobinkonzentration (MCHC)
  • MCV
  • Stabkernige Neutrophile Granulozyten (STAB)
  • Segmentkernige neutrophile Granulozyten (SEG)
  • Basophile Granulozyten (BASO)
  • Eosinophile Granulozyten (EOS)
  • Monozyten
  • Lymphozyten
Großes Blutbild - Werte verstehen

Neutrophile

Neutrophile sind eine der drei Unterarten der Granulozyten und die häufigsten weißen Blutkörperchen. Die neutrophilen Granulozyten können als kleine Fresszellen Krankheitserreger wie Bakterien abtöten und Zelltrümmer in sich aufnehmen. Junge Neutrophile weisen einen stabförmigen Kern auf und werden deshalb als Stabkernige bezeichnet. Ausgereifte Neutrophile nennt man Segmentkernige.

Normwerte: 1.800–7.000 pro µl Blut

Mögliche Erklärungen für einen erhöhten Neutrophile-Wert

  • bakterielle Infekte
  • Medikamente wie Kortison
  • Krebserkrankungen
  • entzündliche Erkrankungen

Mögliche Erklärungen für einen zu niedrigen Neutrophile-Wert

  • Knochenmarksschädigungen
  • Virusinfektionen
  • Medikamente wie Antibiotika
  • Folge einer Chemotherapie

Eosinophile

Die zweite Unterart der Granulozyten spielt eine wichtige Rolle bei der Abwehr von Parasiten und Würmern und ist darüber hinaus an allergischen Abwehrreaktionen beteiligt.

Normwerte: 80–250 pro µl Blut

Mögliche Erklärungen für einen erhöhten Eosinophile-Wert

  • allergische Reaktionenn
  • Parasitenbefall
  • Krebserkrankungen
  • Hauterkrankungen

Mögliche Erklärungen für einen zu niedrigen Eosinophile-Wert

  • akute Infektionen
  • Stress
  • Cushing-Syndrom (Überschuss an Kortisol)

Basophile

Basophile stellen die dritte Unterart der Granulozyten dar. Sie sind unter anderem an allergischen Sofortreaktionen und an der Blutgerinnung beteiligt.

Normwerte: 10–70 pro µl Blut

Mögliche Erklärung für einen erhöhten Basophile-Wert

  • chronisch-myeloische Leukämie

Mögliche Erklärung für einen zu niedrigen Basophile-Wert

  • Erkrankungen, die zu einem Versagen des Knochenmarks führen

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Lymphozyten

Neben Granulozyten und Monozyten sind sie eine der drei Arten von weißen Blutkörperchen. Sie haben bei der spezifischen Abwehr des Immunsystems eine wichtige Funktion. Ihre Hauptaufgabe ist die Erkennung und Entfernung von Fremdstoffen oder auch von entarteten oder virusbefallenen Körperzellen. Diese werden in drei weitere Gruppen unterteilt: B-Zellen, T-Zellen und NK-Zellen – auch natürliche Killerzellen genannt.

Normwerte:
Erwachsene: 1.000–4.800 pro µl Blut
Kinder: bis 10.500 pro µl Blut

Mögliche Erklärungen für einen erhöhten Lymphozyten-Wert

  • Virusinfektionen
  • Blutkrebserkrankungen

Mögliche Erklärungen für einen zu niedrigen Lymphozyten-Wert

  • Tuberkulose
  • Cushing-Syndrom (Überschuss an Kortisol)
  • Lymphknotenkrebs

Monozyten

Sie sind neben Granulozyten und Lymphozyten eine der drei Arten von weißen Blutkörperchen. Diese Zellen sind kurzlebig und dringen nach drei Tagen in das Gewebe ein. Dort entwickeln sie sich zu Makrophagen, auch Fresszellen genannt, weil sie körperfremde Substanzen aufnehmen und zersetzen.

Normwerte: 200–800 pro µl Blut

Mögliche Erklärungen für einen erhöhten Monozyten-Wert

  • Bakterieninfektionen
  • verschiedene Krebsarten (Leukämie, Hodgkin-Lymphom)

Mögliche Erklärung für einen zu niedrigen Monozyten-Wert

  • Erkrankungen, die zu einem Versagen des Knochenmarks führen
Laborwerte verstehen: Checkliste
Was sagen die Laborwerte des großen Blutbildes aus? Welche möglichen Erklärungen gibt es für einen erhöhten oder zu niedrigen Normwert? Eine Übersicht finden Sie in unserer Checkliste.

Die Interpretation der Blutbild-Werte

Durch die Bestimmung der verschiedenen Blutbild-Werte lassen sich also etwaige Erkrankungen diagnostizieren. Beispielsweise kann eine erhöhte Zahl von eosinophilen Granulozyten auf Allergien hinweisen. Umgekehrt könnte ein niedriger Wert bei den Lymphozyten ein Anzeichen für Tuberkulose sein.

Wie schon beim kleinen Blutbild haben die einzelnen Ergebnisse des Differenzialblutbildes bzw. großen Blutbildes aber keine absolute Aussagekraft – die Werte können je nach Verfahren, Tagesform des Patienten oder Labor variieren. Wichtig ist es deshalb, sie im Zusammenhang mit anderen Werten zu beurteilen und immer mit einem Mediziner zu besprechen.

Das große Blutbild: eine Routineuntersuchung?

Wer auf eigene Faust ein großes Blutbild erstellen lassen möchte, kann dies tun. Er muss aber damit rechnen, einen Teil oder die gesamten Kosten selbst zahlen zu müssen – unabhängig davon, wie er versichert ist.

Die Kosten setzen sich aus ärztlichen Kosten (Blutuntersuchung, -entnahme und Nachbesprechung) und Laborkosten (abhängig von Anzahl der zu prüfenden Blutwerte) zusammen. Kleines und großes Blutbild kosten – je nachdem, welche Werte analysiert werden – zwischen 25 und 100 Euro.

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