Technische Assistenzsysteme für Senioren

Neun von zehn pflegebedürftigen Senioren wollen so lange wie möglich zu Hause leben. Selbstbestimmt im Alter – dabei helfen können technische Assistenzsysteme für Senioren.

Technik für Pflegebedürftige

„Zu Hause ist es am schönsten!“ Diesen Satz sagt man gelegentlich nach der Rückkehr in die eigenen vier Wände. Er gilt umso mehr für Menschen, die oft seit Jahrzehnten im selben Haus oder derselben Wohnung leben und dann im Alter pflegebedürftig werden. Kein Wunder also, dass eine Studie des Hamburger Center for Health Economics (HCHE) zeigt, dass Pflegebedürftige, die in ihrer gewohnten Umgebung bleiben können, ihre Lebensqualität höher einschätzen.

Unterstützung durch Ambient Assisted Living (AAL)

Das sind die Fakten: Rund 3,9 Millionen Deutsche sind pflegebedürftig. Zwei von drei Betroffenen werden zu Hause betreut, meist durch Angehörige.

Der Nachteil: Anders als in einer stationären Pflegeeinrichtung ist eine Rund-um-die-Uhr-Pflege meist nicht möglich. Spätestens wenn die Anforderungen steigen, weil ein Pflegezustand sich verschlechtert oder die Pflege viele Jahre dauert, wird häufig zusätzliche Unterstützung notwendig. Was tun? Technik und die Digitalisierung können diese Lücke füllen und für Sicherheit sorgen. Sicherheit für die Pflegebedürftigen, aber auch für die sich sorgenden Angehörigen. Ambient Assisted Living oder AAL, zu Deutsch etwa: „Altersgerechte Assistenzsysteme“, lautet der Fachbegriff für vernetzte Technologien, die den Alltag erleichtern. Was lange wie Science Fiction klang, ist heute schon weit verbreitet und vielfach sind die technischen Lösungen eine große Unterstützung für Betroffene.

Leben Sie so, wie Sie wollen. Selbst bei Pflegebedürftigkeit.

Die Pflegezusatzversicherungen der DKV können dabei helfen, selbst zu bestimmen, was gut für Sie ist. Sie entscheiden, wie und in welchem Umfang Sie betreut und gepflegt werden.

Assistenzsysteme und Digitalisierung in der Pflege

Hausnotrufsysteme

Das bekannteste und bereits von 400.000 Pflegebedürftigen genutzte technische Assistenzsystem ist das Hausnotrufsystem. Das elektronische Meldesystem ist mit einer von 180 Notrufzentralen verbunden, die so unmittelbar erreicht werden können. Der Funksender, über den Senioren einen Notruf absetzen können, wird direkt am Körper getragen, um den Hals oder als Armband. Doch dies ist erst der Anfang.

Technische Assistenzsysteme - Armband als Notrufsystem

Der intelligente Fußboden

Die technischen Assistenzsysteme werden immer raffinierter. So entwickelte sich aus dem einfachen Bewegungsmelder der intelligente Fußboden. Mit ihm lässt sich bei einem Sturz mit Ohnmacht oder Amnesie quadratzentimetergenau feststellen, wo der Gestürzte liegt. Über eine innovative und integrierte Freisprechanlage kann dann die Notrufzentrale mit dem gestürzten Patienten Kontakt aufnehmen und Pflegekräfte oder Angehörige informieren. Eine andere mögliche Anwendung: Zur Prävention kann SensFloor eine ständige Ganganalyse durchführen, die wichtige Daten liefert. So kann das Sturzrisiko ermittelt oder der Erfolg einer Reha-Maßnahme gemessen werden.

Das intelligente Bett

Ein weiteres Assistenzsystem ist das sogenannte intelligente Bett. Eingebaute Sensoren registrieren Körpertemperatur und Puls oder analysieren den Schweiß. Die genauen Ergebnisse können dann nach dem Aufstehen auf dem Smartphone oder auf einem vernetzten Spiegel im Bad angezeigt werden. Auf Wunsch werden die Daten auch direkt an den behandelnden Arzt übermittelt, der dann bei Problemen schnell reagieren kann. Ambient Assisted Living kann bei einem Notfall sogar Leben retten.

Technische Assistenzsysteme bei demenziell Erkrankten

Die smarte Medikamentenbox

Ein besonders großes Problem bei fortgeschrittener Vergesslichkeit ist es, dass die verschriebenen Medikamente nicht zur richtigen Zeit und in der passenden Dosis genommen werden. Hier hilft die kluge Medikamentenbox. Sie gibt immer pünktlich die richtigen Rationen aus. Wenn die Einnahme fällig ist, meldet sich die Box entweder per App oder per Einblendung am Fernseher, oder die Elektronik am Spender macht sich lautstark bemerkbar.

Intelligente Herdplatten und Öfen

Auch für ganz alltägliche Dinge gibt es bereits technische Assistenzsysteme. So kann etwa ein sich automatisch abschaltender Herd bei beginnender Demenz helfen, Unfälle zu verhüten. Das System überwacht sowohl die Kochzeit als auch die Hitzeentwicklung am Herd und bietet so einen doppelten Schutz. Nach Ablauf der Kochzeit oder bei zu hoher Temperaturentwicklung an den Kochplatten schaltet das System den Herd automatisch ab. Dies ist insbesondere für Alleinlebende hilfreich. Oft kann durch die Unterstützung technischer Assistenzsysteme der Umzug in ein Pflegeheim verzögert oder auch ganz vermieden werden. Denn Gefahrensituationen im privaten Wohnumfeld werden entschärft und gleichzeitig auf ein Minimum reduziert.

Unser Service für Sie

Die DKV, ein Unternehmen der ERGO, bietet ihren vollversicherten Kunden viele Services rund um die Gesundheit – zum Beispiel den Hilfsmittel-Service. Der Hilfsmittel-Service hilft dabei, das optimale Hilfsmittel zu finden und kurzfristig zu beschaffen. Dabei wird mit leistungsfähigen Hilfsmittelanbietern zusammengearbeitet.

Sehbehinderung ausgleichen mit OrCam MyEye

Entwicklungen im Bereich künstlicher Intelligenz (KI-Technik) haben auch zu neuen Produkten geführt, die speziell Menschen mit einer Sehbehinderung im Alltag unterstützen können, z. B. das Gerät OrCam MyEye.

Funktionsweise der smarten Brille

Ein kleines, nur etwas über 20 Gramm schweres Kästchen wird mit einem Magneten an einem Brillenbügel angeknipst und liest der blinden oder sehbehinderten Person beliebige Texte, Straßenschilder, Produktnamen oder die Uhrzeit vor. OrCam kann zudem Farben, Geldscheine und nach einer kurzen Anlernphase sogar die Gesichter der wichtigsten Bezugspersonen erkennen. Dazu gibt es eine winzige Kamera an der Vorderseite und einen kleinen Lautsprecher an der Rückseite des Geräts. Außerdem werden Bewegungen und Gesten registriert: Ein Dreh des Handgelenks, ähnlich einer Bewegung beim Blick auf eine Armbanduhr, veranlasst das Gerät, die Uhrzeit anzusagen. Durch das Zeigen auf ein bestimmtes Produkt oder dessen Barcode liest die OrCam Packungshinweise oder Preise vor. Alles drahtlos und offline, die benötigte Technik befindet sich auf dem Gerät selbst.

Steigende Lebensqualität dank technischer Assistenzsysteme

Ziel der smarten Technologie ist der Erhalt oder sogar Rückgewinn eines selbstbestimmten Lebens. Sehbehinderte Menschen können wieder lesen, einkaufen, spazieren gehen und damit sowohl ihren Bewegungsradius als auch ihre persönliche Freiheit vergrößern. Sie sind weniger abhängig von Angehörigen und Pflegekräften, trauen sich mehr zu und die Lebensqualität steigt.

Übrigens profitieren nicht nur Senioren von dieser Technik. OrCam MyEye ist für Menschen aller Altersstufen geeignet, die von einer Sehbehinderung betroffen sind. Dennoch gibt es einige wenige Voraussetzungen für den Einsatz von OrCam: Nutzer benötigen ein normales Hörvermögen und die Fähigkeit, klare und eindeutige Gesten durchzuführen. Dann steht dem Einsatz dieses intelligenten Hilfsmittels nichts mehr im Wege.

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