Nachhaltig reisen – 20 Tipps für umweltfreundlichen Urlaub

Was bedeutet nachhaltig reisen eigentlich genau und warum wird diese Art des Reisens immer wichtiger und beliebter? Reiseblogger Matthias Derhake vom Reiseblog TravelTelling gibt Tipps rund um das Thema „Nachhaltig reisen“.

Matthias Derhake - nachhaltig reisen

Weltenbummler Matthias Derhake ist Reiseprofi.
Er hat Tourismus in den Niederlanden studiert, bisher in sechs Ländern gelebt, arbeitet in der Tourismusbranche und als Reiseblogger. Matthias reist gern mit leichtem Gepäck fernab der Massentourismuspfade.
Mehr erfahren Sie auf seinem Reiseblog TravelTelling.

Die Definition der Umweltdatenbank trifft es auf den Punkt:

„Als nachhaltig wird Tourismus dann angesehen, wenn er einen Umgang mit allen Ressourcen in einer Art und Weise ermöglicht, dass ökonomische, soziale und ästhetische Bedürfnisse erfüllt werden können und gleichzeitig die kulturelle Integrität, essenzielle ökologische Vorgänge und die Biodiversität erhalten bleiben.“ – umweltdatenbank.de

Nachhaltige Handlungen fangen bei jedem Einzelnen von uns an. Gerade auf Reisen kann man auf ganz persönlicher Ebene seinen Teil zu diesem Thema beitragen und dabei helfen, unseren Planeten und seine Diversität für unsere Kinder und Enkel zu erhalten. Und das muss nicht mal kompliziert oder teuer sein. Hier kommen 20 Tipps, wie Sie ohne großen Aufwand nachhaltig reisen können. Das bringt Bewusstsein, macht Spaß und ein gutes Gewissen.

Nachhaltig reisen - Kanu Fahrt auf einem See

1. Entdecken Sie Reiseziele in Ihrer Nähe

Warum in die Ferne reisen, wenn das Gute liegt so nah? Erkunden Sie doch mal Ihre nähere Umgebung – mit der Bahn, dem Bus oder dem Fahrrad. Dies ist nicht nur umweltfreundlicher, sondern lässt Sie ebenfalls in eine neue Art des Reisens eintauchen.

Außerdem bieten verschiedene Portalen auch Mitfahrgelegenheiten an. So sparen Sie nicht nur Geld, sondern lernen im besten Fall interessante neue Kontakte kennen, aus denen auch Freundschaften entstehen können.

2. Gepäck: Weniger ist mehr

Wenn Sie auf Reisen gehen, packen Sie weniger ein und waschen Sie einfach einmal mehr vor Ort in Ihrer Unterkunft oder im Waschsalon. Mit 10 kg Handgepäck-Rucksack haben Sie bei der Fluggesellschaft nicht nur Geld und CO2-Ausstoß durch weniger Gewicht gespart, sondern sind im Urlaub auch viel flexibler unterwegs.

3. Entdecken Sie Reiseländer mit dem Zug

Wer bei seinem nächsten Europa-Trip mal auf den klimaschädlichen Flieger verzichten möchte, kann ein Land auch wunderbar mit dem Zug bereisen. Heute reist man komfortabel und günstig im Schlafwagen, kann unterwegs am Laptop arbeiten, seine Urlaubsfotos sortieren oder einfach aus dem Fenster schauen und die schöne Landschaft genießen. Der Weg ist das Ziel.

4. Nutzen Sie die öffentlichen Verkehrsmittel vor Ort

Verzichten Sie doch mal auf organisierte Tagesausflüge mit der deutschen Touristengruppe aus dem Hotel oder die Mietwagenbuchung und steigen Sie stattdessen in den lokalen Bus oder die Bahn. So erleben Sie Ihr ganz persönliches Urlaubsabenteuer – fernab der Touristenmasse. Auch hier können Sie über eine Mitfahrgelegenheit neue Menschen und Orte auf Reisen kennenlernen. Oft reicht ein Inserat in der richtigen Facebook-Gruppe, bei couchsurfing.org oder vor Ort.

Nachhaltig reisen mit dem Fahrrad ans Meer

5. Oder vielleicht sogar mal mit dem Fahrrad reisen?

Raus aus der Komfortzone? Ganz nach diesem Motto sind meine Freundin und ich 2015 entlang des Donauradwegs von Deutschland bis nach Rumänien geradelt. Wir wollten umweltfreundlich, abenteuerlich, entschleunigt und bewusst reisen. Obwohl uns jegliche Erfahrung und Kenntnisse über das Radreisen fehlten, wurde es zur besten Reise unseres Lebens! Lesen Sie hier, warum.

6. Auf Umweltsiegel der Unterkünfte achten

Gerade im Übernachtungssegment wird verstärkt auf Nachhaltigkeit gesetzt. Wenn Sie nachhaltig reisen möchten, achten Sie bei Ihrer nächsten Buchung auf Hotels, die dieses Konzept verfolgen – wie z. B. dem „Österreichischen Umweltzeichen“. So unterstützen Sie vor allem diejenigen, die sich dem Thema bereits verschrieben haben.

7. Plastikmüll und Müllvermeidung

Möchte man nachhaltig reisen, ist Müllvermeidung ein zentraler Punkt. Gerade das Thema Plastikmüll nimmt global ein immer größeres Ausmaß an. Vieles ist wiederverwendbar – nehmen Sie Ihren wiederverwendbaren Einkaufsbeutel mit in den Urlaub oder verwenden Sie Plastikbeutel einfach mehrmals. Gerade wenn Sie mit diesen auf dem lokalen Markt einkaufen, vermeiden Sie noch mehr überflüssigen Plastikmüll und unterstützen zugleich die einheimischen Händler. Inspirieren Sie durch Ihr Handeln andere.

8. Machen Sie sich mit dem Reiseziel und der Landessprache vertraut

Denn ein „Hallo, können Sie mir helfen“, „Vielen Dank“, „Bitte“ oder „Auf Wiedersehen“ ist schnell gelernt. Wer versucht, in der Landessprache zu kommunizieren, kommt nicht nur einfacher mit den Einheimischen in Kontakt, sondern wird zudem nicht sofort als stereotyper Tourist abgestempelt.

9. Buchen bei den richtigen Reiseveranstaltern oder lokal

Buchen Sie das nächste Mal bei Reiseveranstaltern, die sich dem nachhaltigen Tourismus verschrieben haben, Nischen-Veranstaltern oder direkt über die Unterkunft. Ihre Stadtführungen oder Tagesausflüge können Sie ebenfalls direkt bei ausgewählten Reiseportalen oder lokalen Anbietern im Urlaubsort buchen. So helfen Sie nicht nur den Akteuren, die die Idee des nachhaltigen Tourismus bereits umsetzen und stärken, sondern auch den Einheimischen, die durch ein höheres direktes Einkommen verstärkt davon profitieren. Außerdem ist der Service bei kleinen Veranstaltern oder familiengeführten Unterkünften oftmals persönlicher und umfangreicher als bei zum Beispiel großen Hotelketten.

10. Buchungsportale

Gerade via Airbnb haben lokale Gastgeber die Möglichkeit, exklusive Unterkünfte und individuelle Erlebnisse wie zum Beispiel themenspezifische Stadtführungen anzubieten. Seit 2021 gibt es bei booking.com ein neues, zertifiziertes green Label, das Travel Sustainable Badge. Ein Label, das Nutzern gemessen an zahlreichen Nachhaltigkeitskriterien signalisiert, ob und wie nachhaltig die Unterkunft ist, die sie buchen möchten.

11. Sie bestimmen den Preis Ihrer Stadtführung

In jeder größeren Stadt gibt es zumeist auch kostenlose sogenannte Free Walking Tours. Die Tour wird ausschließlich von ortsansässigen Stadtführern durchgeführt. Sie verbessern Ihre Englischkenntnisse und können den Tourguide am Ende auch noch mit einer kleinen Spende unterstützen.

12. Konsumieren Sie vorbildlich – auch im Reiseland

Ob die Nutzung der Handtücher in der Unterkunft, der Wasserverbrauch, die Müllgenerierung beim Einkauf oder am Strand oder der respektvolle Umgang mit Mensch und Umwelt vor Ort: Seien Sie nicht verschwenderisch oder respektlos, nur weil Sie im Urlaub sind: Lassen Sie im Hotelzimmer oder Apartment nicht unnötig das Licht brennen oder die Klimaanlage laufen. Auch beim Duschen und Zähneputzen gilt: Wasserverschwendung vermeiden und Handtücher können mehr als einmal benutzt werden!

Nachhaltig zu reisen bedeutet auch, bewusst und achtsam zu reisen. So inspirieren Sie Mitreisende, andere Urlauber und vielleicht sogar Einheimische.

13. Sagen Sie Nein zu Müll und Tierquälerei – gerade in Entwicklungsländern

Gerade in Entwicklungsländern gelten Dinge, die Menschen aus westlichen Ländern tun, oftmals als erstrebenswert. Da das Bewusstsein für Tier- und Umweltschutz oft in Entwicklungsländern noch nicht so ausgeprägt ist wie bei uns, sollten wir mit gutem Beispiel vorangehen und die Denkweise unseres achtsamen Konsumverhaltens erklären. Sprich, wenig Müll produzieren und dort z. B. Elefantentouren buchen, wo die Tiere artgerecht gehalten werden. Meistens hilft schon ein Blick auf die Website der Eco-Parks oder der Tourenanbieter, um herauszufinden, ob sie Mitglied einer Animal Association sind oder sich um artgerechte Tierhaltung kümmern.

RundumSorglos- Jahresschutz

Denken Sie bei Ihren Reisen auch an einen Reiseschutz. Der RundumSorglos-Jahresschutz: 365 Tage im Jahr geschützt bei Storno, Reiseabbruch, Krankheit, Gepäckschäden. Egal, ob im Haupturlaub oder beim Kurztrip.

14. Seien Sie offen und anpassungsfähig

Was mir auf meinen Reisen immer wieder am meisten auffällt, sind die deutschen Urlauber, die meinen, Land und Leute ihres Urlaubsziels ständig mit Deutschland und den Deutschen vergleichen und bewerten zu müssen. Seien Sie stattdessen offen, neugierig und anpassungsfähig. Andere Länder, andere Sitten. Respektieren Sie diese. Identifizieren Sie die Unterschiede, die Ihnen gefallen, und nehmen Sie diese in Ihre persönliche Lebensweise auf. Dadurch kommen Sie nicht nur verstärkt ins Gespräch mit Einheimischen, sondern verbessern außerdem Ihr Urteils- und Empathievermögen.

15. Kommunizieren Sie mit Einheimischen

Zeigen Sie Respekt, seien Sie offen und kommunizieren Sie mit Einheimischen. Sie erweitern Ihren Horizont auf Reisen, da Sie lernen, Dinge aus einer ganz anderen Perspektive zu sehen und zu bewerten. Nebenbei entstehen tolle Gespräche und neue Freundschaften. Denn oftmals sind es die Begegnungen mit den Menschen vor Ort, die unsere Reisen ausmachen.

16. Benutzen Sie das Handy

Tickets, Buchungsbestätigungen, Stadtführer, Reiseguides, Landkarten, Notizen, Übersetzer, Kamera, Bezahlmöglichkeiten und viele andere hilfreiche Apps, Lesezeichen und Reiseblogs. All das im praktischen Taschenformat inklusive einer kleinen Powerbank, falls der Akku einmal leer sein sollte. Kein Druck, keine Papierverschwendung, kein Ballast.

17. Reisedauer: Wer mit dem Flugzeug anreist, sollte länger bleiben

Gleichen Sie Ihren ökologischen Fußabdruck aus, denn so lässt sich der hohe CO2-Ausstoß Ihres Fluges am besten rechtfertigen. Zusätzlich fahren Sie in einem längeren Urlaub richtig runter. Wer sich also für Flugreisen entscheidet, sollte dies zumindest mit einem längeren Aufenthalt im Urlaubsland kompensieren. Umweltschonend ist dies zwar nicht, aber Sie produzieren weniger Treibhausgase, als wenn Sie mehrmals im Jahr fliegen. Wer fliegen muss, schont durch längere und weniger Flugreisen unser Ökosystem, kann aber bei immer noch starkem Gefühl von Flugscham zusätzlich eine freiwillige CO2-Kompensation als Emissonsausgleich für Klimaschutzprojekte leisten.

18. Kompensieren Sie Ihre klimaschädlichen Reisen

Wer also Vielflieger ist oder nicht auf seine Kreuzfahrt verzichten, aber trotzdem etwas für den Klimaschutz tun möchte, der kann auf Portalen wie dem von „Atmosfair“ klimaschädigende Reisen, sprich seinen ökologischen Fußabdruck ausgleichen. Ganz einfach per Emissionsrechner und einer Spende. Die Non-Profit-Organisation führt im Gegenzug Klimaschutzprojekte nach strengen Auflagen durch.

Nachhaltig reisen - Schlafen in einem Zelt am See

19. Slow Travel ist vielleicht ja auch was für Sie?

Seit über 15 Jahren reise ich langsam und entschleunigt. Anstatt im Urlaub von Touristenattraktion zu Touristenattraktion zu reisen, bleibe ich lieber länger an einem Ort und genieße die Ruhe, die Menschen, die Geschichten und neue Freundschaften, die dabei entstehen. Sie kommen nicht nur in Ihrem Reiseland an, sondern auch bei sich selbst. All das ganz fernab der Masse.

20. Sagen Sie es weiter!

Je mehr Leute vom nachhaltigen Reisen erfahren, desto mehr können es selbst umsetzen und die gute Nachricht verbreiten. Inspirieren Sie andere und seien Sie ein Multiplikator für den guten Zweck, umweltschonend und langfristig unser Ökosystem zu erhalten. Ihr Gewissen wird es Ihnen danken – und der Karmagott ebenfalls!

Nachhaltig und verantwortungsvoll reisen – ein Fazit

Ob bei der Planung, vor Ort oder nach der Reise: Jeder Reisende kann einen Unterschied bewirken, indem er sich die Dringlichkeit dieses Themas bewusst macht und verantwortungsvoll reist. Tourismus kann viel zerstören, aber, wenn richtig geplant und umgesetzt, noch viel mehr bewirken und Brücken zwischen Mensch und Umwelt bauen. Entdecken Sie für sich den Sinn und die Freude vom nachhaltigen Reisen und erweitern Sie dadurch nicht nur Ihren Horizont, sondern auch Ihre Persönlichkeitsentwicklung und Ihren internationalen Freundeskreis. Nachhaltig reisen fördert ebenfalls nachhaltig zu denken und zu leben. So – und nun viel Spaß auf Ihrer nächsten Reise!

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