An Weihnachten arbeiten – wie viel Einsatzwillen braucht es?

Friedliche Weihnachten mit Freunden, Familie und Festtagsschmaus? Das gilt nicht für alle. Denn nicht wenige Arbeitnehmer arbeiten an Weihnachten. Wer sind sie? Wir haben hier vier Beispiele.

Rainer F. (55), Krankenpfleger, Psychiatrie, Mutter-Kind-Station

„Zu uns kommen Mütter mit Kindern zwischen null und sechs Jahren. Unsere Patientinnen leiden etwa an Depressionen, Angst- und Panikstörungen oder postnatalen Psychosen. Wir sind eine offene Station, das heißt, dass wir nach Möglichkeit die meisten Frauen über die Weihnachtsfeiertage nach Hause schicken. Mit den Patientinnen, die bei uns bleiben, reden wir in diesen Tagen noch mehr als sonst, sind einfach für sie da. Schon im Vorfeld wird die Station geschmückt, alles wird feierlich dekoriert und an Heiligabend wird ein Christbaum aufgestellt. Ich selbst habe mich daran gewöhnt, an Weihnachten zu arbeiten. Das gehört einfach bei diesem Job dazu. Unsere Dienstpläne sind ohnehin so flexibel, dass ich zumindest noch am frühen Abend mit meinen Enkeln in die Christmette gehen kann. Ansonsten wird eben etwas später Weihnachten gefeiert und dann das Festtagsessen gemeinsam verspeist.“

Erica R. (32), examinierte Krankenpflegerin, Neurologie

„An Weihnachten zu arbeiten gehört in diesem Beruf dazu. Ich feiere dann mit meiner Familie ein paar Stunden später nach. Es gibt schon einige unter uns Pflegekräften, die traurig sind, weil sie Weihnachten nicht zu Hause feiern können. Trotzdem sind wir gern vor Ort, denn auch bei manchen Patienten ist die Stimmung gedrückt. Für diejenigen, die dableiben müssen, nehmen wir uns extra Zeit zum Reden, versuchen Trost zu spenden und etwas Weihnachtsstimmung zu verbreiten. Wenn sie stabil genug sind, entlassen wir sie tagsüber nach Hause.

Wenn es ein sehr ruhiger Abend ist und alle Patienten gut versorgt sind, sehen wir, dass der ein oder andere Kollege oder eine Kollegin vielleicht etwas früher heimkommt. Das ist dann neben den Weihnachtszuschlägen ein kleiner Ausgleich. Wenn Zeit bleibt, feiern wir manchmal zusammen. Da bringt jeder etwas mit und es gibt Kinderpunsch. Auf Station steht ein kleines Weihnachtsbäumchen und so wird es dann auch für uns ein wenig festlich. “

Die Frage zum Thema

Haben Sie schon mal an Weihnachten gearbeitet?

Haben Sie schon mal an Weihnachten gearbeitet?

Robert W. (54), Ermittlungsbeamter, bayerische Polizei

„Wie sonst auch im Jahr müssen die Weihnachtsfeiertage ebenfalls mit Beamten besetzt sein. Natürlich hält sich die Begeisterung bei denen in Grenzen, die Weihnachten Dienst haben, aber die Einteilung wird fair intern abgesprochen. Und zum Glück verlaufen die Feiertage etwas ruhiger als sonst.

Neben den Kollegen, die vor Ort auf der Wache anwesend sind, gibt es auch die Rufbereitschaft, in der man sich für einen Einsatz bereithalten muss. Ich bin seit 20 Jahren daran gewöhnt und habe mich mit den Jahren gut damit arrangiert. Allerdings ist man nie ganz entspannt, weil man innerlich erwartet, dass jederzeit das Telefon läutet. Wenn es dazu kommt, feiere ich die Bescherung mit meiner Familie eben einen Tag später.

Wir werden manchmal zu Streitereien in den Familien gerufen. Viele Familien hocken zu lange aufeinander und dann brechen vergrabene Konflikte auf. Das ist leider ganz typisch für Weihnachten. Umso mehr freue ich mich dann auf mein friedliches Zuhause nach der Arbeit – und darüber, den ein oder anderen Familienstreit geschlichtet oder ganz beigelegt zu haben.“

Thomas K. (45), Lokführer, Deutsche Bahn

„Natürlich bin ich etwas nachdenklicher, wenn ich an Heiligabend oder an den Feiertagen im Führerstand sitze. Ich wäre dann lieber bei meiner Familie, statt zu arbeiten. Auf der anderen Seite genieße ich die Stille, besonders bei Sonnenaufgang, die in diesen Tagen einzigartig ist. Wenn es eine geschlossene Schneedecke gibt, fotografiere ich vor der Fahrt oder während meiner Pausen oft die fantastische Stimmung.

Auch die Fahrgäste sind entspannter. Es kommt zu weniger Beschwerden, stattdessen erkundigen sie sich zum Beispiel freundlich nach ihren Anschlusszügen. Einmal hat eine alte Dame an die Tür geklopft und mir einen Schokonikolaus überreicht. Da war ich gerührt. Ein bisschen Weihnachtsstimmung kommt in den Pausen auf. Dann sitze ich mit Kollegen im Aufenthaltsraum am Bahnhof und wir essen zusammen die Leckereien, die jeder von zu Hause mitgebracht hat.“

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