Pflegende Angehörige – Angebote zur Entlastung und Unterstützung

Pflegebedürftigkeit stellt das bisherige Leben von Betroffenen und deren Angehörigen auf den Kopf. Die erheblichen organisatorischen, psychischen und finanziellen Aufgaben können überfordern. Mit professioneller Hilfe lichtet sich das Chaos schnell.

Ein Anruf mitten in der Nacht, der Vater ist gestürzt und wurde ins Krankenhaus eingeliefert. Plötzlich überschlagen sich die Ereignisse, es ist unklar, ob er weiterhin allein leben kann. Das Gedankenkarussell beginnt sich zu drehen:

Was kommt auf mich zu? Kann ich das schaffen? Ich möchte helfen, aber werde ich mir und meiner eigenen Familie dann noch gerecht? Vater wird vielleicht einen Rollstuhl brauchen. Wo bekommen wir den her, wie finanzieren wir ihn? Was, wenn die Pflegebedürftigkeit voranschreitet? Muss ich ihn waschen? Kann ich das überhaupt? Können wir die Pflege eigentlich bezahlen? Ich kenne mich überhaupt nicht aus. Wer hilft mir? Mir ist das alles zu viel!

Jede Pflegebedürftigkeit in der Familie bringt Verunsicherung mit sich. Je plötzlicher das Ereignis, desto eher fühlen sich die Angehörigen überfordert. In einer solchen Situation fehlt es häufig an Erfahrung, gleichzeitig stehen weitreichende Entscheidungen an. Es ist wichtig, dass Sie sich schnell bei Pflege-Experten Rat holen und so professionelle Hilfe bei den notwendigen Entscheidungen erhalten.

Belastungen in Pflegesituationen richtig einschätzen

  • Zwei Drittel der Pflegebedürftigen in Deutschland werden zu Hause gepflegt. Und was kaum einer am Anfang der Pflegezeit weiß: Die durchschnittliche Pflegedauer liegt bei sieben Jahren.
  • Angehörige geraten häufig unvorbereitet in die Rolle des Pflegenden. Plötzlich bestimmt die Pflege den gewohnten Alltag und wird schnell zur Belastungsprobe, für den Betroffenen, aber auch für die Familie. Gerade zu Beginn richtet man seine ganze Aufmerksamkeit auf die pflegebedürftige Person. Dabei werden häufig die eigenen Bedürfnisse vernachlässigt. Bei langfristiger Pflege besteht für pflegende Angehörige fast unweigerlich die Gefahr der Überforderung.
  • Die Pflege durch Angehörige bringt häufig einen Rollentausch mit sich. So wird aus der Tochter die Pflegerin oder aus dem Ehemann der Pfleger. Alle Beteiligten brauchen Zeit, um sich an die neuen Rollen zu gewöhnen.
  • Wer neben der Pflege von Angehörigen auch noch seinem Beruf nachgeht, steht vor einer großen zusätzlichen Herausforderung. Zu Beginn einer Pflegesituation sind die Belastungen besonders hoch. Speziell für diese Phasen sollte man auf eines der zahlreichen Unterstützungsangebote für pflegende Angehörige zurückgreifen.
  • Häufig werden erste Warnsignale wie Erschöpfung und wiederkehrende Stimmungstiefs nicht ernst genug genommen und Hilfe zu spät in Anspruch genommen. Damit riskieren Pflegende besonders bei schwierigen und langwierigen Pflegesituationen einen Burnout.

Pflege Schutz Paket der DKV

Mit dem Pflege Schutz Paket steht Ihnen und Ihren Angehörigen die DKV, ein Unternehmen der ERGO, zu jeder Zeit mit umfangreichen Serviceleistungen zur Seite. Auch schon vor Eintritt der Pflegebedürftigkeit. Und mit der 24 Stunden-Pflegeplatzgarantie erhalten Sie bei erstmaligem Bedarf innerhalb von 24 Stunden einen Platz in einem Pflegeheim oder eine ambulante Versorgung.

Gute Vorbereitung für pflegende Angehörige

Pflegeberatungsangebote von Fachstellen nutzen

Ohne Pflegeerfahrung ist für Pflegebedürftige und Pflegende schwer einzuschätzen, was notwendig und sinnvoll ist. Häufig ist die nahe Verwandtschaft auch nicht in der Lage, die Pflege zu übernehmen, oder die Aufgaben konzentrieren sich auf eine einzelne Person, die dann schnell überfordert ist. Klären Sie daher von Anfang an, welche Wünsche im Zentrum der zu organisierenden Pflege stehen.

  • Welche professionelle Pflegeberatung und Hilfestellung in der konkreten Pflegesituation brauchen Sie für sich selbst oder für Angehörige (z. B. Eltern und Kinder)?
  • Welche organisatorische Unterstützung benötigen Sie bei eigener Pflegebedürftigkeit?
  • Wie sollen die Angehörigen bei Pflegebedürftigkeit entlastet werden?
  • Welche zusätzlichen finanziellen Leistungen brauchen Sie?

Anlaufstellen zur Klärung dieser Fragen sind Pflegestützpunkte, Ihre Pflegeversicherung oder ambulante Pflegedienste z. B. miCura. Insbesondere zu Beginn einer Pflegesituation sind auch kostenlose Pflegekurse für Laien empfehlenswert. Dort lernen Betroffene, wie sie sich und ihre Angehörigen richtig und sicher versorgen, und vermeiden eigene Gesundheitsschäden.

Freistellung für Berufstätige, Pflegezeit und Familienpflegezeit

In akuten Fällen haben betroffene Angehörige Anspruch auf bis zu zehn Tage Freistellung im Beruf. So lässt sich ein Pflegestart oder ein Übergang zu einer veränderten Versorgung organisieren, z. B. bei Verschlechterung des Gesundheitszustands der pflegebedürftigen Person. Längere Auszeiten für die Pflege von Angehörigen können per Pflegezeit (bis zu 6 Monate, § 3 Gesetz zur Pflegezeit/PflegeZG) oder Familienpflegezeit (bis zu 24 Monate, §§ 2 und 3 Gesetz über die Familienpflegezeit/FPfZG) organisiert werden.
Während Pflege- und Familienpflegezeit haben Angehörige keinen Anspruch auf die Lohnfortzahlung durch den Arbeitgeber. Aber es besteht ein Anspruch auf ein zinsloses Darlehen beim Bundesamt für Familie und zivilgesellschaftliche Aufgaben zur Sicherung des Lebensunterhalts.

Pflegegrad feststellen lassen

Direkt nach Eintritt einer Pflegesituation sollte der Grad der Pflegebedürftigkeit festgestellt und ein Pflegegrad beantragt werden. Ein Pflegetagebuch ist dabei hilfreich, um den tatsächlichen täglichen Pflegebedarf nachzuweisen.

Häusliche Umgebung an Pflegesituation anpassen

Je individueller der Pflegealltag an die Pflegesituation angepasst ist, desto leichter gelingt die Pflege. Tägliche Entlastung bringen beispielsweise eine Wohnraumanpassung, die Nutzung von Pflegehilfsmitteln oder die Kooperation mit einem ambulanten Pflegedienst zu Hause. Letzterer kann Pflegesachleistungen übrigens direkt mit der Pflegeversicherung abrechnen.

Finanzielle Unterstützung für die Pflege finden

Gute Pflege kostet Geld. Sie können auf einige Hilfe zurückgreifen. Informationen zu Pflegeunterstützungsgeld, Pflegegeld, zinslosen staatlichen Darlehen für Pflegezeit und Familienpflegezeit finden Sie gebündelt auf der Seite des Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend.

Mit Selbstfürsorge Überforderung im Pflegealltag entgegenwirken

Besonders für pflegende Angehörige ist es wichtig, sich Zeit für eigene soziale Kontakte und Hobbys zu nehmen. Denn wer gut für sich sorgt und seine Batterien auflädt, geht automatisch gelassener mit Belastungen des Pflegealltags um, und es gelingt ihm leichter, sich wertschätzend um einen pflegebedürftigen Angehörigen zu kümmern. Regelmäßige Selbstfürsorge hilft auch dabei, der drohenden Überlastung und dem gefürchteten „Ausbrennen“ in der Pflegesituation vorzubeugen. Strategien zur Stressbewältigung können autogenes Training, Yoga, progressive Muskelentspannung und Ausdauersport sein.

Pflegende Angehörige

Pflegende Angehörige sollten Angebote zur Entlastung nutzen

Tages- und Nachtpflege

Die professionelle Tages- und Nachtpflege eignet sich zur Überbrückung von Versorgungslücken im Pflegealltag durch Pflegeeinrichtungen, besonders, wenn es sich um regelmäßige Zeitfenster mit einem Versorgungsengpass handelt.

Verhinderungspflege

Wenn ein pflegender Angehöriger ausfällt, kann ein Ersatzpfleger im häuslichen Umfeld die Versorgung übernehmen. Dies gilt zum Beispiel, wenn der Pflegende eine Auszeit, eine Kur oder eine Reha braucht bzw. macht. In den Pflegegraden 2 - 5 ist hierfür als Pflegeleistung ein Zuschuss von bis zu 1.612 Euro im Jahr maximal für sechs Wochen vorgesehen.

Urlaub und Pflege

Pflegende Angehörige können auch gemeinsam mit ihrem Pflegebedürftigen Urlaub machen. Hier kommen spezialisierte Einrichtungen infrage, die sich um die Pflegeaufgaben kümmern, während sich alle gleichzeitig in einem geeigneten Umfeld erholen.

Unterstützung im Pflegealltag

Regelmäßige Unterstützung im Alltag ist sinnvoll, um der pflegenden Person wiederkehrende kleine Auszeiten zu ermöglichen – sodass eine Überlastung idealerweise gar nicht erst entsteht. Typische Formen sind Besuchs- und Betreuungsdienste, die durch Ehrenamtliche oder professionelle Pfleger für einige Stunden pro Woche erbracht werden. Bei der Pflegeversicherung können Sie einen Entlastungsbetrag in Höhe von pauschal 125 Euro pro Monat beantragen. Dieses Unterstützungsangebot kann verwendet werden, um solche Pflegeleistungen, aber auch zugelassene Haushaltshilfen zu finanzieren.

Selbsthilfegruppen

Selbsthilfegruppen sind besonders geeignet, um sich mit anderen auszutauschen, die in ähnlichen Lebenssituationen stehen. Ziele sind: psychische Belastungen aufzufangen und Wertschätzung von Menschen zu erfahren, die die Mühen eines Pflegealltags kennen.

Anlaufstellen für pflegende Angehörige in akuten Situationen

  • Spezialisierte Beratungsstellen wie Pflegestützpunkte, Pflegeeinrichtungen
  • Hausarzt oder ärztlicher Notdienst
  • Ambulante Pflegedienste
  • Kranken- und Pflegeversicherung
  • Seelsorgerische Dienste
  • Hospizvereine
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