Blutdruck messen ohne Arzt – mit und ohne Blutdruckmessgerät

Beim Arztbesuch oder in der Apotheke wird regelmäßig der Blutdruck gemessen. Doch auch zu Hause können Sie die Werte leicht ermitteln und überwachen. Wir zeigen Ihnen, wie Sie Ihren Blutdruck zuverlässig messen.

Blutdruck kurz erklärt

Der Blutdruck zeigt an, wie das Herz arbeitet und ob Herz und Kreislauf eventuell zu stark belastet sind. In der Messung wird der Blutdruck mit zwei Werten angegeben. Beide Werte werden in mmHg gemessen, das bedeutet „Millimeter Quecksilbersäule“:

  • systolischer Blutdruck, z. B. 120 mmHg
  • diastolischer Blutdruck, z. B. 80 mmHg

Der systolische Blutdruck zeigt den Druck, der entsteht, wenn der Herzmuskel sich zusammenzieht und sauerstoffreiches Blut durch Arterien in die Gefäße pumpt und damit Organe und Gewebe versorgt. Der diastolische Blutdruck zeigt den Druck der Gefäße an, wenn der Herzmuskel erschlafft. Er ist damit immer niedriger als der systolische Blutdruck. Ein Blutdruck von 120/80 mmHg gilt als optimaler Mittelwert.

Blutdruckwerte schwanken im Laufe des Tages

Der Blutdruck schwankt im Laufe eines Tages und von Mensch zu Mensch. Der Blutdruck spiegelt aktuelle Belastungen und Ruhephasen des Körpers wider. Erst wenn der Blutdruck regelmäßig und auch im Ruhezustand zu hoch oder zu niedrig ist, muss man handeln. Bei zu niedrigem Blutdruck spricht man von Hypotonie, bei generell erhöhtem Blutdruck von Hypertonie.

Hoher Blutdruck gilt langfristig als gefährlicher als zu niedriger Blutdruck, denn oft bleibt Bluthochdruck unbemerkt und kann erhebliche Spätfolgen haben. Daher ist es ratsam, den Blutdruck in gewissen Abständen zu kontrollieren, auch wenn keine Symptome vorliegen. Typisch für Bluthochdruck sind z. B. Kopfschmerzen, Schwindel, Sehstörungen, Nervosität, Atemlosigkeit, Herzstolpern und Schlafstörungen.

Was nützt eine regelmäßige Messung der Blutdruckwerte?

Grundsätzlich sollten alle Menschen in regelmäßigen Abständen ihren Blutdruck messen, einerseits, um den individuellen Blutdruck zu kennen, andererseits um eventuelle Veränderungen im Laufe der Jahre feststellen zu können. Besonders regelmäßig kontrollieren sollten:

  • Personen, bei denen Bluthochdruck oder Herz-Kreislauf-Krankheiten in der Familie liegen
  • Menschen mit Vorerkrankungen, z. B. Stoffwechselstörungen oder Nierenerkrankungen
  • Jeder ab mittlerem Alter
  • Personen, die unter Symptomen wie Schwindel, Schwäche oder Sehstörungen leiden
  • Übergewichtige Menschen
  • Menschen in länger dauernden Stresssituationen, beruflich wie privat

Auch bei Kindern kommt immer häufiger Bluthochdruck vor. Laut der Stiftung für Kindergesundheit können Übergewicht, Bewegungsmangel und eventuell auch die zu starke Nutzung des Internets dafür verantwortlich sein. Daher sollten Eltern zur Sicherheit auch bei Kindern und Jugendlichen regelmäßig Testmessungen durchführen (lassen).

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Blutdruck-Normalwert-Tabelle

Hinweis: Es gibt unterschiedliche Tendenzen und Werte bei Frauen und Männern, z. B. leiden Männer statistisch gesehen häufiger und früher unter Bluthochdruck. Bei Frauen kann durch hormonelle Veränderungen in der Menopause Bluthochdruck entstehen. Mit zunehmendem Alter gleichen sich die Werte allerdings an. Laut WHO hat jeder dritte Erwachsene weltweit Bluthochdruck, in der Altersgruppe 50–59 Jahre jeder zweite. Blutdruckwerte haben auch mit der Lebensführung zu tun und können durch eine Ernährungsumstellung und mehr Bewegung, vor allem Ausdauersportarten, günstig beeinflusst werden.

Methoden der Blutdruckmessung

Vom letzten Arztbesuch kennt man meist die Blutdruckmessung, bei der eine Manschette um den Arm gelegt und manuell mit einer Art Gummiball aufgepumpt wird. Ein Druckmesser in der Manschette misst den Druck, mit einem Stethoskop hört der Arzt die Strömungsgeräusche des Blutes, lässt langsam die Luft aus der Manschette und liest die Stellung des Zeigers auf dem Messgerät ab.

Zur Selbstmessung eignen sich digitale Messgeräte besser, da sie von Laien leichter bedient werden können. Digitale Blutdruckgeräte werden entweder am Handgelenk, am Finger oder am Oberarm angelegt und per Knopfdruck gestartet. Die Messergebnisse liest man direkt am Gerät auf einem Display ab. Viele Geräte speichern die Messdaten auch als Messreihe ab und erleichtern den Vergleich der einzelnen Werte.

Blutdruck selbst messen – ohne Arzt

Um Bluthochdruck rechtzeitig zu erkennen, reicht ein gelegentlicher Apotheken- oder Arztbesuch mit Blutdruckmessung oft nicht aus. Ein einzelner Messwert ist auch nicht aussagekräftig genug. Außerdem gibt es Menschen, die in der Arztpraxis hohe Werte zeigen, ansonsten aber normale Werte haben (sogenannter Weißkittel-Bluthochdruck). Daher kann es überaus sinnvoll sein, den Blutdruck selbst zu messen.

Menschen mit diagnostiziertem Bluthochdruck, auch Hypertoniker genannt, können durch eigenes Blutdruckmessen den Erfolg der Therapie erheblich beeinflussen und sich so vor Folgeerkrankungen schützen. Auch blutdruckregulierende Medikamente sind dann besser zu dosieren.

Wichtig ist, dass richtig gemessen wird. Idealerweise misst man immer zur selben Tageszeit, z. B. morgens im Liegen, nach dem Aufstehen im Sitzen oder in einer Ruhephase im Tagesablauf. Führen Sie auch ein Blutdruckprotokoll. Dieses hält alle Werte fest und macht auffällige Werte inklusive der Messsituation sichtbar. Die Messwerte kann man dann mit einem Arzt besprechen.

Blutdruck messen ohne Arzt

Blutdruck messen mit Blutdruckmessgerät


Schritt 1:
Nutzen Sie ein geeichtes und für den jeweiligen Patienten passendes Gerät. Bei der Messung am Oberarm muss die Blutdruckmanschette die richtige Größe haben, entsprechend dem individuellen Messumfang des Oberarms. Großvater und Enkeltochter brauchen in der Regel unterschiedliche Messgeräte.

Schritt 2: Etwa 30 Minuten vor der Messung sollten Sie keine Mahlzeit einnehmen, keinen Kaffee trinken, nicht rauchen, baden oder Sport treiben.

Schritt 3: Liegen Sie entspannt oder sitzen Sie gerade. Bei einer Messung im Sitzen setzen Sie die Füße flach nebeneinander auf dem Boden auf. Denken Sie daran, immer am selben Arm zu messen.

Schritt 4: Bei der Messung am Handgelenk sollten Sie darauf achten, dass die Hand auf Herzhöhe gehalten wird (z. B. Ellbogen auf den Tisch aufstützen). Bei der Messung mit einer Blutdruckmanschette muss der untere Rand der Manschette etwa 1–2 cm oberhalb der Ellenbeuge liegen. Die Schläuche laufen mittig auf der Arminnenseite, meist zeigt eine Pfeilmarkierung auf der Manschette die richtige Position an.

Schritt 5: Starten Sie das Messgerät. Während der Messung sollten Sie den Arm ruhig halten, nicht herumlaufen und nicht sprechen – und ganz ruhig weiter atmen.

Schritt 6: Das Messergebnis können Sie nun ablesen und die Messwerte in ein Heftchen, eine Tabelle oder einen Blutdruckpass eintragen. Notieren Sie dabei die Uhrzeit der Messung sowie besondere Umstände (z. B. Stress bei der Arbeit, akuter Infekt, Schwindel etc.). Die meisten digitalen Geräte zeigen auch den Puls an. Dieser sollte dann mitnotiert werden.

Hinweis:

  • Wenn eine Messung wiederholt werden muss, z. B. wegen einer Fehleranzeige im Display des Geräts, warten Sie mindestens 2–3 Minuten, damit die Arterien wieder zum Zustand vor der ersten Blutdruckmessung zurückkehren können.
  • In besonderen Stresssituationen oder bei sehr ungewöhnlichen Messergebnissen ist es gut, noch mehrere Kontrollmessungen am selben Tag durchzuführen.

Blutdruck messen – typische Fehler

Wenn Sie Zweifel an den Messergebnissen haben oder häufig sehr schwankende Messergebnisse erzielen, dann nehmen Sie Ihr Messgerät mit zum Arzt oder in eine Apotheke. Dort kann eine Kontrollmessung stattfinden, oder das Fachpersonal zeigt Ihnen noch einmal, wie Sie künftig richtig messen. Blutdruckwerte können verfälscht sein durch:

  • falschen Messzeitpunkt
  • falschen Messpunkt am Arm (z. B. Manschette sitzt zu locker/zu hoch/
    zu niedrig)
  • falsche Sitzhaltung (z. B. übergeschlagene Beine, keine aufrechte Haltung)
  • zu große oder zu kleine Manschette
  • Arm wird nicht auf Herzhöhe gehalten, v. a. beim Messgerät am Handgelenk
  • das Messgerät ist zu alt, nicht geeicht oder nicht für die messende Person geeignet
  • Ablenkung beim Messen (z. B. Bewegung oder Sprechen während der Messung)
  • Messung erfolgt mal am rechten, mal am linken Arm
  • mehrere Messungen hintereinander ohne Wartezeit
  • der Betroffene hält die Luft an während der Messung

Sonderfall: 24-Stunden-Blutdruck-Messung

Bei stark schwankenden Blutdruckwerten oder schweren Kreislauf-Erkrankungen, kann ein Arzt eine Langzeitblutdruckmessung zur Kontrolle verordnen. Eine Fachkraft legt dem Patienten ein tragbares Gerät an, welches in festgelegten Abständen automatisch den Blutdruck misst und aufzeichnet, Tag und Nacht. Der Patient geht seinen normalen Alltagsbeschäftigungen nach und notiert besondere Ereignisse auf einem Protokollzettel. Nach 24 Stunden wird das Gerät wieder abgenommen und ausgewertet.

Blutdruck messen ohne Blutdruckmessgerät

Eine zuverlässige Blutdruckmessung ganz ohne Gerät ist aktuell nicht möglich. Um die Herz-Kreislauf-Belastung dennoch zu kontrollieren, z. B. bei plötzlichem Unwohlsein oder während eines Spaziergangs im Wald, kann man ersatzweise den Puls, also die Herzfrequenz, messen. Dafür benötigt man lediglich eine Uhr, an der man Sekunden ablesen kann, oder die Timer-Funktion eines Handys. Der Ruhepuls eines Erwachsenen liegt zwischen 60 und 80 Schlägen in der Minute, je nach Alter und körperlichem Trainingszustand.

Richtige Pulsmessung – Schritt für Schritt

Schritt 1: Stehen oder sitzen Sie ruhig.

Schritt 2: Legen Sie Zeige- und Mittelfinger, evtl. noch den Ringfinger, nebeneinander an die Halsschlagader oder an die Innenseite des Handgelenks unterhalb des Daumens, bis sie den Pulsschlag eindeutig fühlen. Achtung: Nicht den Daumen zur Messung benutzen, da der Pulsschlag im Daumen den Puls an der Messstelle überlagern könnte.

Schritt 3: Zählen Sie mit Blick auf die Uhr 15 Sekunden lang jeden einzelnen Pulsschlag.

Schritt 4: Nehmen Sie diese Zahl mal vier, um den Wert pro Minute zu erhalten.

Schritt 5: Liegt der gezählte Puls deutlich unter 60 oder deutlich über 80, sollte nach einer Pause von etwa fünf Minuten noch einmal gezählt werden und möglichst bald eine Blutdruckmessung als Kontrolle folgen. Beachten Sie, dass bei Bewegung oder auch psychischem Stress der Puls steigt, weil das Herz mehr Blut in die Muskeln pumpt. Ein höherer Puls nach einem flotten Spaziergang ist also normal. Wenn der Körper einige Minuten zur Ruhe kommen konnte, sollte sich der Puls wieder einpendeln.

Erhöhtem Blutdruck vorbeugen

Vor allem ein langfristig erhöhter Blutdruck bedeutet ein Risiko für eine Erkrankung des Herz-Kreislauf-Systems. Dies kann zum Beispiel zu einem Schlaganfall oder Herzinfarkt führen. Dem können Sie aktiv vorbeugen: Eine gesunde Lebensweise mit viel Bewegung, ausgewogener Ernährung und dem Verzicht auf Alkohol und Zigaretten wirkt sich positiv auf den Blutdruck aus.

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